18th November 2007

Verantwortungslosigkeit der öffentlichen Verwaltungen in Hinsicht auf die Jagd

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Cordoba, 28. September

Die öffentlichen Verwaltungen finanzieren Jahr für Jahr eine kynegetische Messe (Intercaza) mit einem klar gesetzten Ziel. Einerseits will man das täglich negativere Bild der Jagd versüßen, und andererseits neue Anhänger und potenzielle Konsumenten für die Luxusartikel gewinnen, die mit dieser Aktivität einhergehen. Hiermit wird das Anrecht der meisten nicht jagenden Mitbürger/rinnen auf eine gesunde Umgebung untergeordnet.

Die Jagd wird als dynamischer Faktor zur Belebung der ländlichen Finanzen dargestellt, mit wirtschaftlichen Makrodaten, in dem aussichtslosen Versuch, weitere Anhänger und Sympathisierende zu gewinnen – schließlich stehe die Wirtschaft an erster Stelle. In Wirklichkeit entstehen nur sehr wenige feste Arbeitsplätze, viel häufiger sind schlecht bezahlte Tageslöhne zu prekären Bedingungen, ohne Kontrolle der Finanzämter. Der Grossteil der Gelder der mit der Jagd und ihr verbundenen Leistungen fließt in die Grosswildjagd, an eine kleine Anzahl von Grossgrundbesitzern, Vermittlern und anderen Organisationen.

Mehr noch: Die Jagd war und wurde in den vergangenen Jahren immer mehr zum Hindernis für die Einrichtung anderer Möglichkeiten für weniger aggressive Ausnutzung der natürlichen Gegebenheiten, die viel mehr Dynamik in die Wirtschaft bringen würden, wie der Natur-Tourismus.
In der Provinz Cordoba ist ein Netz von öffentlichen und privaten Wanderwegen, ohne Verkehr, ohne Hindernisse und Schwierigkeiten, wie es zum Glück in mehreren anderen Zonen Spaniens und besonders in Kantabrien besteht, undenkbar.

Die Anwesenheit auf dem Land von Jägern mit Feuerwaffen von August bis Februar lässt wenig Raum, um in vielen Landschaften von Cordoba erholsame oder touristische Aktivitäten zu organisieren, ganz zu schweigen von den außerhalb der allgemein gestatteten Zeiträume angesetzten Veranstaltungen. Das trifft besonders da zu, wo die Mehrheit der Ländereien in Privatbesitz ist und Grosswildjagd vorherrscht. Wenn wir dann noch die Umzäunungen der Jagdgebiete sehen, die ohne jeden Respekt vor geltenden Normen, vor illegaler Einbeziehung von Wegen, Durchzugsgebieten von Herdenvieh oder natürlichen Gegebenheiten gezogen werden, so ist die Jagd heute eines der bedeutenden Hindernisse für eine wünschenswerte und notwendige Vervielfältigung der Einkommensmöglichkeiten für die ländlichen Berggebiete.

Für uns, die Vereine Ecologistas en Acción (Ökologen in Aktion) und die Protectora de Animales y Plantas ‚Arca de Noé‘ (Tier- und Pflanzenschutzorganisation ‚Arche Noah‘) scheint besonders die absolute Manipulation gefährlich, mit der wissentlich ein das Bild eines engagierten und verantwortungsvollen Sektors geschaffen wird, der ausschließlich seine eigenen Interessen verfolgt. Zusammengefasst: Ein perfekter Sender, der eine virtuelle und verzerrte Wirklichkeit der Jagd und der Jäger ausstrahlt.

Die Jäger und die direkt durch die Jagd begünstigten Personen haben es erreicht, dass die Regierungsräte und der Rat für Umwelt die Genehmigung dazu geben, weiterhin durch Erschießen oder andere häusliche Mittel, eines noch schmerzhafter und grausamer als das andere, die in Pachtgründen aufgefundenen und ausgesetzten Hunde zu töten. Damit werden die geltenden Normen verletzt, die eine Tötung nur in absoluten Notfällen und nur durch wirkliche Tierärzte erlauben.

Die Asociación Española de Rehalas (Spanischer Verein für Hundemeuten) hat außerdem über ihre Delegation in Andalusien einen weiteren Erfolg in der Umgehung der gesetzlichen Bestimmungen für das Wohlergehen von Tieren erreicht. Sie erhielt von der Junta de Andalucia einen politischen Kompromiss, der das Gesetz zum Schutz der Tiere von 2003 außer Kraft setzt. Sie haben das Privileg, die Tiere weiterhin übereinander und zusammengepfercht stundenlang zu transportieren. Die Meutehunde dürfen verstümmelt werden, die sanitären Vorschriften müssen nicht eingehalten werden und keine Hygiene-Sanitär-Bescheinigung ist notwendig. Ausserdem gibt es die Möglichkeit, Zuschüsse und öffentliche Hilfen für die Tötung jener Hunde zu bekommen, die wegen Alters oder Nichteignung in der Meute bei Reit- und Hetzjagden durch neue Tiere ausgetauscht werden müssen.

Gegenwärtig kommen viele ausgesetzte Tiere aus den Jagden. Sobald die Saison beendet ist, werden sie ausgesetzt und getötet und vor allem die Fälle der Galgos (Windhunde) steigen enorm an. Nach Zahlenangaben der städtischen Tötungsstationen und Tierheime der letzten Jahre wird die Zahl der in Spanien zu entsorgenden Tiere von Ende Januar bis April 100.000 betragen, davon allein in Andalusien 25.000. Die Entsorgung erfolgt lediglich durch Tötung und Aussetzen. Diese Tiere werden auf kleinstem Raum gehalten, schlecht ernährt und haben keine tierärztliche Versorgung. Im Jahr 2005 (die endgültigen Zahlen für 2006 liegen noch nicht vor) wurden von der Guardia Civil insgesamt 540 Anzeigen wegen Straftaten und Verwaltungsinfraktionen gemacht. Dabei waren 15 Fälle Erhängen, 115 Verhungern, 10 Misshandlung mit Todesfolge, 13 durch Schüsse mit Todesfolge, 159 Aussetzen und 228 andere Verstösse gegen die geltenden Gesetze. Insgesamt wurden 29 Personen der Justiz zugeführt. Dazu müssen all die Fälle gezählt werden, die nie angezeigt werden. Der Seprona (Zweig der Guardia Civil für den Naturschutz) bittet daher darum, dass ihm jede Art von Misshandlung mitgeteilt wird. Das Aussetzen anderer Hundearten wie Podencos, Bretonen usw. ist in diesen Zahlen nicht berücksichtigt.
Kürzlich präsentierte die Real Federación Española de Caza (Königlich spanische Jagdfederation), unterstützt vom Partido Popular (Oppositionspartei) ein Dokument mit Einwendungen zum vorläufigen Gesetzentwurf für den Naturschutz und Biodiversität, um zu verhindern, dass dieser vor Ablauf der jetzigen Legislaturperiode angenommen wird, oder sogar im schlimmsten Fall, den für sie interressanten Artikel grundsätzlich zu ändern. Sie fordern weiterhin die Erlaubnis, in den Nationalparks jagen zu dürfen. Sie streiten den öffentlichen Verwaltungen das Recht der Schätzung und Rückgewinnung in den geschützten Naturparks ab. Sie wollen selbst die Methoden für den Fang von „unerwünschten und schädlichen“ Tierarten auf ihren Grundbesitzen anwenden und nicht die theoretisch notwendigen „Kontrolleure von Raubzeug“, wie sie es gerne nennen. Ausserdem fordern sie u.a. finanziellen Ausgleich für mögliche Beschränkungen zur Ausübung der Jagd und schieben, wie könnte es auch anders sein, das ALLGEMEINE INTERESSE als Begründung vor.

Die grossen Jagdvereine, die so „verantwortungsvoll“ sind, weigern sich Jahr für Jahr, Tierarten in die Liste der geschützten Tierarten einzureihen, die zumindest einen zeitweiligen Schutz oder Schonzeit benötigen, wie die Turteltaube, die einen beängstigenden Rückgang ihres Bestandes verzeichnet, was u.a. auf die Jagd zurückzuführen ist. Diese alarmierende Situation wurde öffentlich und offiziell im Libro Rojo de los Vertebrados Amenazados de Andalucia (Rotbuch der bedrohten Wirbeltiere in Andalusien) als von der Ausrottung bedroht (VU) angezeigt. Trotzdem schiessen die Jäger diese Tierart eine Saison nach der anderen weiterhin ab.

Ecologistas en Acción (Ökologen in Aktion) sind der Ansicht, dass ein bedeutender Anteil der Politik zur Erhaltung der Biodiversität durch die Junta de Andalucia sowie die Rechte der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, die nicht jagt und mit der Jagd nicht einverstanden ist, den persönlichen Interessen einer kleinen Minderheit untergeordnet wird, die nicht einmal 5% der Bevölkerung ausmacht. Unglücklicherweise gibt die Tradition, der Grundbesitz und das Durchstreifen der Landschaft mit einer Schusswaffe dieser Minderheit den bestmöglichen Ausgangspunkt bei Verhandlungen.

Quelle

Sonntag, November 18th, 2007, 02:52 | Allgemein | kommentieren | Trackback

2 Kommentare zu “Verantwortungslosigkeit der öffentlichen Verwaltungen in Hinsicht auf die Jagd”

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  1. 1 18. November 2007, mo swatek schreibt:

    super artikel! wir streiten hier jedes wochenende mit besoffenen jägern, die im morgengrauen schon betrunken ankommen, mit kindern die kaum 10 jahre alt sind kommen die mit ihren luxus 4-rad autos. unglaublich wie die unmenschen schamlos durch die felder preschen und auf alles schiessen, was sich bewegt!

    die jäger sehen das als sport und dieser angebliche sport hat alleine in den letzten monaten hier 4 katzen das leben gekostet… gerade am letzten donnerstag haben wir wieder eine gefunden, von schrotkugeln zerfetzt!

    wir können an den jagdtagen unsere hunde nicht freilassen und auch unser kater hat dann stubenarrest! diesen bewaffneten schickeria typen trauen wir alles zu!

    SCHLUSS MIT DER JAGD IN SPANIEN – BASTA YA CON LA CAZA EN ESPAÑA!

  2. 2 19. November 2007, Fleckenpest schreibt:

    Hallo,

    ich will nicht alle Jäger verteufeln. Es gibt zwar nur seeeeeehr seeeeeehr wenige Ausnahmen, aber es gibt sie (so einer unter ner Mio.oder auch unter 100 Mio.). Das was in Spanien passiert ist aber absolut nicht okay, man sollte schon auf den Artenschutz eingehen und nicht einfach nur zum Spaß töten. Auch sollte man mit seinem „Jagdzubehör“ vernünftig umgehen und dieses bis zum natürlichen Tod behalten. Dann kann man sich halt nur alle 3-4 Jahre was „Neues“ leisten.

    An alle spanischen Schiesswütigen, wie wärs mal mit nem Neuen Wettkampf? Wer die meisten Jäger erlegt gewinnt und wer weniger als 5 erlegt hat wird entsorgt, auf Gago-Art? :-)) Na interesse?????

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