Pferdedrama in Málaga
Hengst Pura Raza Española
Ende Oktober erreichte uns ein Hilferuf aus Deutschland, eine deutsche Touristin hatte auf dem Gestüt Yeguada el Potril in der Provinz Malaga-Colmenar, nahe Alfarnate, Pferde in entsetzlichem Zustand gesehen. Sie waren bis auf die Rippen abgemagert. Pferde, die der PRE (Pura Raza Española) angehören. Das sind diese herrlichen Pferde, die wir gemeinhin als „Andalusier“ kennen.
Zuhause angekommen suchte sie im Internet nach jemanden in Spanien, der ihr helfen könnte und kam schließlich mit Caroline Waggershauser, Mitglied des andalusischen Kollektivs gegen die Misshandlung von Tieren, in Kontakt.
Nachdem der Präsident der CACMA, Antonio Moreno, über den Fall informiert worden war, fuhr er nach Colmenar und sprach dort mit der SEPRONA (Natur- und Tierschutzpolizei der Guardia Civil zugehörig) vor Ort. Nach deren Angaben erfüllte die Finca die Mindestanforderungen, die zum Unterhalt von Pferden hinsichtlich Unterbringung und Hygiene vorauszusetzen sind.
So konnte zunächst einmal nichts weiter unternommen werden.
Inzwischen waren Fotos von den Pferden von dem Gestüt El Potril hereingekommen und auch die Nachricht, von dem Tod verschiedener Stuten, einem Hengst und 8 Fohlen innerhalb der letzten neun Monate. Als Nahrung diente den Pferden nur Stroh ohne jeglichen Nährwert, daher sieht man die Stuten mit aufgequollenen Bäuchen obwohl sie bis auf das Skelett abgemagert sind, viele diese wunderschönen Tiere sind an Unterernährung gestorben.
Die Pferdekadaver wurden gleich dort auf dem Gelände verscharrt, ein grober Verstoß gegen das Seuchenschutzgesetz. Solche Delikte und die Tierquälerei im allgemeinen werden in Spanien oft als „Kavaliersdelikt“ angesehen, so begann der Kampf gegen die Mühlen der Bürokratie, der schon so manchen Tierschützer zur Verzweiflung gebracht hat. Man schaut weg in Spanien, verschließt seine Augen vor dem Elend, mischt sich nicht ein, da dies mit Ärger und Mühen verbunden ist, Geld kostet und selten Erfolg verspricht, für viele reine Zeitverschwendung.
Erfolg hat derjenige, der hartnäckig und bestimmt sein Anliegen den Behörden vorträgt, Antonio Moreno ist solch ein Mann, unermüdlich setzt er sich tagtäglich für die Rechte der Tiere ein.
Nachdem Antonio dieses schreckliche Szenarium gesehen hatte, erstattete er sofort die entsprechende Anzeige, sich auf das Gesetz 8 / 20003 des Tiergesundheitswesens und Artikel 337 des Strafgesetzes berufend.
Diese Anzeige wurden am 26.11.2008 der Partulla Urbana der SEPRONA in Málaga präsentiert, die dann zusammen mit der OCA (Landwirtschaftsbehörde) von Málaga-Guadalhorce, die entsprechenden Ermittlungen auf dem Gestüt El Potril durchführte. Das Ergebnis dieser Inspektion wurde am 10. Dezember dem Amtsgericht von Málaga vorgelegt.
Bezüglich dieses Pferdedramas hatten wir das Glück über einen direkten Kontakt zu Beatriz-Ferrer-Salat zu verfügen. Kaum aus den USA zurück, setzte sie sich unverzüglich mit Fernando Gomez von der Landwirtschaftsbehörde der Junta von Andalusien und mit Pablo Martín von der ANCCE (Asociación Nacional de Criadores de Pura Raza Española) in Sevilla, in Verbindung und erwirkte schon für den nächsten Tag eine Inspektion auf diesem Gestüt.
Beatriz Ferrer Salat, das Foto führt zu ihrer Webseite
copyright Julia Wentscher
Ab da ging es Schlag auf Schlag. Antonio hatte selbst vor Ort Fotos machen können. Das Bild, welches sich ihm bot, war entsetzlich. Zwei am Boden liegende Fohlen und eine Stute. Er stellte eines der Fohlen auf die Beine und führte es zur Tränke. Als er es verließ, stand es noch immer. Wir wissen nicht, ob es überlebt hat.
Von dem zuständigen Landwirtschaftsamt der andalusischen Landesregierung wurde eine sofortige Beschlagnahmung der überlebenden Pferde angeordnet. Es fand sich auf dem Gestüt ein großes Polizeiaufgebot ein, zusammen mit anderen staatlichen Vertretern, die in einem solchen Fall zugegen sein müssen. Der Anwalt von José-Maria Camacho, dem Besitzer der Pferde, erwirkte jedoch eine einstweilige Verfügung mit der die Pferde weiterhin auf dem Grund und Boden von Herrn Camacho bleiben konnten, dieser sich aber dazu verpflichtete, die Tiere ordnungsgemäß zu füttern und ihnen tierärztliche Versorgung zukommen zu lassen.
Diesen Anforderungen wird er wohl nicht gerecht werden, er ist finanziell am Ende, sein Haus und Anwesen sollten schon versteigert werden, aber José-Maria Camacho hatte einen Aufschub erwirken können, also ist anzunehmen, dass für Futter keine Mittel vorhanden sind.
Laut Augenzeugenberichten öffnete José-Maria Camacho den Stuten oft die Koppel, damit diese sich selbst auf der Suche nach Futter auf den benachbarten Ländereien begeben konnten. Die andalusischen Weiden sind nicht gerade üppig, nur nach längeren Regenfällen die selten sind, wächst das Gras etwas besser.
Zwischenzeitlich versucht Antonio eine Erlaubnis als vorübergehender Verwalter der Pferde vor Gericht zu erwirken um diese Tiere auf den Gnadenhof für Pferde ASOCIACIÓN CYD SANTA MARÍA in Coín bei Málaga bringen zu können.
CACMA hat bereits eine Verwaltungsanzeige und Strafanzeige gegen den Besitzer der Pferde erstattet, am kommenden Dienstag wird der Richter über die Zukunft der Tiere entscheiden.
Sollte der Besitzer der Pferde eine regelmäßige Fütterung garantieren können, werden sie auf dem Gestüt bleiben, sollte dies nicht der Fall sein, wird ein Verwalter gesucht, der sich bis zu einem endgültigen Gerichtsurteil um die Pferde kümmert.
Außer Antonio Moreno hat sich noch niemand für diese Aufgabe gemeldet, es ist zu hoffen, dass sich der Richter für die Obhut von CACMA und CyD Santa Maria entscheidet.
Zahlreiche Medien, Presse, Radio und Fernsehen, haben über den Fall berichtet.
Selbstverständlich werden wir Sie weiterhin über den neuesten Stand der Dinge informieren, im Gegensatz zu den Trakehnern von Medina Sidonia scheint es, dass dieser Fall von Tierquälerei weitaus schneller bearbeitet wird.
Die deutsche Touristin Elke Wimmer, hat den Stein ins Rollen gebracht und sich mit Caroline Waggershauser in Verbindung gesetzt. Caroline ist Mitglied der CACMA und u.a. zuständig für die ausländischen Kontakte.
Dank der unermüdlichen Energie von Antonio Moreno und der guten Beziehungen von Beatriz Ferrer Salat wurde in Rekordzeit eine Inspektion erreicht, ein Zeichen dafür, wie wichtig es ist die richtigen Beziehungen am richtigen Ort zu haben.
Warum es soweit kommen musste, warum Pferde qualvoll sterben mussten, ist weder zu erklären, noch zu entschuldigen, man hätte sicher früh genug Lösungen finden und Pferdeleben retten können.
Bei der Pura Raza Española handelt es sich um äußerst wertvolle Pferde, einen Hengst bekommt man in der Regel ab 15.000-40.000 €. In Ausnahmefällen kann ein gekörter Zuchthengst bis zu 600.000 € kosten, eine gekörte Zuchtstute die Hälfte, die Pferde von
José-Maria Camacho hatten ursprünglich einen Wert von 6000 bis 8000 Euro.
Camacho hat keinen Rang und Namen, er gehört nicht zu den bedeutesten Züchtern, obwohl er bei der ANCCE registriert ist, nahm er kaum an Zuchtveranstaltungen teil. Doch seine Pferde waren und sind von guter Abstammung, es waren und sind Qualitätspferde, was sie jedoch nicht davor schützte dermaßen vernachlässigt zu werden und elendig zu verhungern.
weißer Hengst PRE mit Mischlingswallach
PRE Stute mit Fohlen
PRE Jährling
„Der Besitzer hätte einige Pferde an Interessenten verkaufen, sie vorübergehend auf anderen Höfen unterbringen oder sie an verantwortungsvolle Menschen verschenken können um so zumindest den schrecklichen Tod dieser herrlichen Geschöpfe zu vermeiden, aber nichts von alledem, er war skrupellos genug die Pferde sterben zu lassen weil er sie nicht unter ihrem Wert verkaufen wollte.
All dies wäre unter den gegebenen Umständen akzeptabel gewesen, doch diese Tiere dort auf den kargen Weiden verhungern zu lassen…… es ist unfassbar. Wie kann man nur zusehen, wie Lebewesen langsam verhungern? (Siehe den Fall der Trakehner) Dieser Herr hat über lange Jahre diese Andalusier gezüchtet.
Und die andere Frage: Wieso haben ihm seine spanischen Züchterkollegen keine Hilfe angeboten? Das ist wieder ein typisches Beispiel menschlicher Ignoranz: Wegsehen, sich-um-Himmels-Willen-nur-nicht-einmischen.
Was für eine Mentalität. Über 20 Jahre lebe ich schon hier in Spanien, doch daran werde ich mich nie gewöhnen. Diese Gleichgültigkeit dem Leiden anderer gegenüber, sei es Mensch oder Tier.
Hoffen wir, dass dieser Fall nun schneller vonstatten gehen wird, als der der Trakehner und die bis jetzt noch lebenden Pferde bald in Sicherheit gebracht werden können und vor allem unter Obhut von CACMA.“
Caroline Waggershauser
Siehe auch:
Cádiz Das britische Urteil gegen die Pferdequälerin und ein neues Pferdedrama
SOS Pferde in Not
Anm.: Die prächtigen, gesunden, auf dieser Seite abgebildeten Pferde befinden sich nicht im Besitz des Gestütes, die Fotos sollen zeigen, wie gutgepflegte Pferde dieser Rasse aussehen.