Von Julio Ortega
Ein Foto des Königspaares verbrennen: 2700
Eine Stute vergewaltigen: 771,30
Die Justiz: Hat keinen Preis
Zwei Jugendliche habe ein Fotos des Königspaares verbrannt und sind zur Zahlung von 2700 € verurteilt worden.
Ein Individuum, das eine Stute festband, sie schlug und ihr den After bei der Vergewaltigung zerriss wird für seine ganz persönliche Sodomie, Sado inbegriffen, zu 771,30 € verurteilt.
Na und? Ist doch ganz normal. Schließlich kann man die Bedeutung von fotografischen Papier ja nicht mit einem fühlenden, leidenden Wesen vergleichen, oder? Obwohl noch nie jemand die Klage eines Fotos gehört hat, wenn man es zerreißt, verbrennt und in einem Album platt drückt, hier hält man auf die Form und weniger auf den Inhalt.
Eine arme Stute mit Schnitten in ihren Läufen, mit verschwollenen Sehnen, mit verletzten Augen und Lippen und einem Riss im After ist eben nur ein Tier, dessen Leiden eben nur viermal weniger wert ist, als ein in Asche aufgehendes Stück Papier.
Die Strafe für den „Stutenvergewaltiger“ wurde zum Bezahlen der Tierarztrechnung auferlegt.
Ich nehme also an, dass die Strafe für die „Brandkrieger“ dazu dienen soll, das zerstörte „Kunstwerk“ zu restaurieren.
Jetzt hätte ich fast vergessen, zum Urteil der Brandstifter hinzuzufügen, das es „nicht erlaubt ist, die Würde eines anderen, in diesem Fall der Krone, anzutasten“. Wenn wir also vom Antasten der Würde anderer sprechen, würde zumindest ich es vorziehen, mein Foto in Flammen aufgehen zu lassen, statt mich fesseln und schlagen und meinen After in die Eingangshalle des Königspalastes verwandeln zu lassen. Aber ich bin eben schon immer ein bisschen seltsam gewesen und kann nicht verstehen, ganz gleich wie ausgeglichen die Waagschalen der Justiz sind, weshalb ein Foto mehr als eine Stute wiegt.
Und weil ich nun schon einmal dabei bin – habe eben keine gute Erziehung – will ich auch noch sagen, dass mir der Fall eines Herrn bekannt wurde, den man in Valencia kürzlich wegen Verkauf auf der Strasse von selbst gebastelten Fahrrädern aus Draht zur Zahlung von 1500 € verurteilte, wegen nicht autorisiertem Haus-zu-Haus Verkauf und nahm ihm die zwanzig Räder ab, die er bereits auf der Strasse gefertigt hatte. Dieser Herr geht jetzt betteln. Dieser gefährliche Künstler wurde in dem selben Land geboren, in dem er zum Lebensunterhalt seine Drahtmodelle nicht verkaufen darf, andere aber straffrei ausgehen würden, selbst wenn sie einen Mord begehen würden und obendrein in einem Palast wohnen, für den sie keinen Zehner zahlen. Ich bin mir fast sicher, dass die Binde vor den Augen des Gesetzes, damit keine Unterschiede gemacht werden, auch wieder so ein Trick ist.
Mir kommt der Slogan für die Kampagne „ja oder nein“ zur Verfassung wieder in den Sinn.
„Die Verfassung ist der Schlüssel zur Demokratie“
Darf ich jetzt lachen, oder werde ich dann auch wegen Mangels an Respekt zu einer höheren Strafe verurteilt als die, die mit Knüppeln einen Hund erschlagen?
NoDestruyasCrea (zerstöre nicht, erschaffe)
Quelle:
