Schönes, grausames Spanien
von Sabine Ludwig
Es gibt Urlaubsländer, die faszinieren besonders, aber wie sieht es mit der dortigen Moral, zum Beispiel zum Thema Tierschutz, aus? Nehmen wir Spanien! Ein großes deutsches Automagazin hat es auch in diesem Jahr wieder als Urlaubsziel Nummer 1 gewählt. Reisende genießen Flamenco, Paella, Sangria und die Gastfreundschaft der Spanier. Für Tiere haben die Bewohner der iberischen Halbinsel, mal von den beliebten und nach Rasse gezüchteten Haustieren abgesehen, nicht allzu viel übrig. Wachhunde zum Beispiel werden häufig im Hof ohne menschlichen Kontakt an der Kette gehalten, da sie billiger sind als die Installation einer Alarmanlage.
Monica, eine Tierschützerin aus Barcelona, erzählte mir, wie man mit ausgesetzten Straßenhunden und Katzen umgeht. Nach Lust und Laune werden sie als Freiwild betrachtet, misshandelt, stranguliert oder von Autofahrern „aus Spaß“ überfahren. „Wenn man das der Polizei meldet, dann lachen die nur und meinen, das war doch nur ein Hund bzw. eine Katze, wozu diese Aufregung!“ Monica ist über diese Missstände verzweifelt, schreibt Petitionen, die meist vergeblich sind und geht in die Perreras. Das sind staatliche spanische Tierheime, in denen die Straßentiere enden, wenn Tierfänger Jagd auf sie gemacht haben. Und hier fängt ihre Uhr an zu ticken. In der Regel dürfen sie zwei Wochen überleben. Wenn sie bis dahin niemand abholt, werden sie getötet. Oft wird ihnen ein Reinigungsmittel in die Venen gejagt, die medizinische Lösung ist zu teuer. Monica verbringt ihre Wochenenden dort, putzt die Käfi ge, stellt frisches Wasser und Futter hin, denn Todeskandidaten werden nicht mehr versorgt. Und jedes Mal ist sie traurig, wenn wieder einmal die Uhr für ein Tier abgelaufen ist. „Das ist die andere Seite von Spanien, von der Touristen nichts mitbekommen“, sagt die deutsche Tierschützerin Martina. Schon oft veranlasste sie, todgeweihte Hunde nach Deutschland zu bringen, die dann in liebevolle Hände vermittelt wurden. Doch es geht längst nicht nur um Hunde. In Spanien herrscht eine Tradition von Tierquälerei, die weit größere Ausmaße hat als im Ausland bekannt ist. So werden Stiere zum Beispiel während so genannter „Fiestas“ von Dorfbewohnern an den Hörnern angezündet, gesteinigt und erstochen. Das bekannteste grausame Schauspiel findet jährlich in Tordesillas bei Valladolid (siehe Link unten) statt. Ein Stier wird von mit Speeren und Lanzen bewaffneten Reitern durch das Dorf getrieben zu einem außerhalb gelegenen Festplatz, wo das Tier dann auf brutalste Weise niedergemetzelt wird – vor den Augen des johlenden Publikums. Manche dieser „Blutfiestas“ werden sogar als „touristisch wertvoll“ eingestuft und unter dem Deckmantel spanischer Kultur beworben. „Die müssen kapieren, dass der Rest der Welt solche Folterungen nicht akzeptiert“, sagt Martina. „Das Ausland muss davon erfahren!“ Soll man dort nun wirklich Ferien machen? Ich werde nicht nach Spanien fahren. Denn nur so können die Verantwortlichen an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen werden – der Tourismusindustrie.
Infos zum Thema:
Cruelty in Spain
Animal Liberation Front
(Link: Toro de la Vega)
sos-galgos.net Ein dramatischer Hilferuf
aus Hallo Maintal, Würzburg, Juli 2008