16th Juni 2009

Perrera Puerto Real, ein skandalöses Gerichtsurteil

Der Skandal um die Perrera von Puerto Real hat im vergangenem Jahr für Entsetzen in ganz Europa gesorgt. Durch den tragischen Tod dreier Hunde italienischer Touristen konnte endlich bewiesen werden, was viele Tierschützer schon seit langem geahnt hatten, dass in der Perrera von Puerto Real die Todeskandidaten auf grausame Art und Weise sterben.

Der Tod der beiden Hunde der italienischen Touristen Simone Righi und Joe Fiori brachte den Stein ins rollen. Im guten Glauben, die Hunde seien für ein paar Tage gut in der der Perrera zugehörigen Tierpension untergebracht, mussten sie nach drei Tagen feststellen, dass die Hunde tot sind.

Nur der Kadaver eines Hundes war auffindbar und eine Autopsie brachte die schreckliche Wahrheit ans Tageslicht, ihre Hunde wurden mit MIOFLEX getötet, ein preiswertes muskellähmendes Mittel welches vor medizinischen Eingriffen eingesetzt wird und bei den Tieren einen langsamen, grausamen Tod durch Ersticken verursachte, da eine progressive Lähmung der Atmung, nicht aber des Herzens, verursacht wurde. Der Todeskampf konnte mehrere Minuten andauern, die Hunde und Katzen waren während dieser Zeit bei vollem Bewusstsein.

Jahrelang waren die Tierschützern und Vereine der Gegend auf der Suche nach Beweisen: Refugio KIMBA, Ecologistas en Acción, Cadiz Felina, Prodean, Agaden und weitere, die daran arbeiteten die Zustände dieser, sowie anderer Perreras einundesselben Besitzers aufzudecken.

Während der friedlichen Demonstration gegen die Perrera wurde Simone, der Besitzer der verendeten Hunde, vom Denunzianten zum Angeklagten. Er wurde während seiner Verhaftung geschlagen, die örtliche Polizei war gegen die Demonstration, die Verhaftung war unangemessen, die Haft dauerte viele Monate.

Auf der Anklagebank saßen der Besitzer der Tötungsstation, Plácido Gómez die Leiterin Manuela Andrade, zwei Tierärzte, Estanislao Cuesta und Roberto Parodi und vier Arbeiter. Allen wurde Fälschung von Dokumenten, falsche Anzeigen sowie fortgesetzte Misshandlung von Tieren vorgeworfen. Gleichzeitig wurde erwähnt, dass ein “angesehener Tierarzt aus Cádiz” bestätigte, dass die Lieferungen von Mioflex seit dem Jahr 1994 erfolgten und dass außerdem “die Stadtverwaltungen von Cádiz, Puerto Real und San Fernando, um nur einige zu nennen, von den Ordnungswidrigkeiten in der Tötungsstation von Puerto Real informiert waren”. Dieser Tierarzt bestätigte außerdem, dass er bei verschiedenen Besuchen in der Tötungsstation “auf engstem Raum eingepferchte Tiere sah, kranke Tiere mit Durchfall oder Blutungen und sogar einem, dem ein Knochen herausstand. Außerdem sah er Tiere, die einen Unfall erlitten hatten, im Sterben lagen und Hunde, die tagelang im Todeskampf lagen.”

Die ist nicht nur die tragische Geschichte von der Misshandlung von Tieren, sondern auch ein Coktail von Autoritätenmissbrauch und Bonzentum, jetzt wurde ein Urteil gesprochen welches dies bestätigt und welches man als skandalös bezeichnen kann, der Verwalter sowei die Direktorin der Perrera von Puerto Real wurden als nicht schuldig befunden!

Veröffentlicht wurden das Gerichtsurteil am 15. Juni in europasur.es mit folgender Überschrift: Die Richterin entschuldigt den Verwalter und die Direktorin der Perrera

Ebenso Diario de Jerez hat berichtet: Matadero „El Refugio“ / Schlachterei „Die Zuflucht“

In dem Urteilsspruch, der die Untersuchung schließt, folgert die Richterin, dass die Anwendung von Mioflex als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz zu sehen ist. Nicht, weil es den Tod des Tieres herbeiführt – die Euthanasie ist gesetzlich erlaubt – wohl aber durch den dadurch ausgelösten Todeskampf. „Obwohl es Möglichkeiten zur Anwendung von Wirkstoffen die die Bewusstlosigkeit des Tieres herbeiführen gibt und diese infolge dessen die Qual lindern. Die böse Absicht, hier gleichzusetzen mit Grausamkeit, ist hier gegenwärtig in dem Verhalten beider Beschuldigten, da man absichtlich das Leiden der Tiere erhöht hat um ihnen unnötigerweise Qualen zuzuführen und um ihren Tod herbeizuführen“, folgert das Gerichtsurteil.

Die anderen Angeklagten konnten laut Richterin nicht verurteilt werden, weil nicht genügend Beweise vorliegen, um anderen Personen auch Schuld zuzuschreiben, da sie nicht verpflichtet waren, volle Kenntnis von der Wirkung von MIOFLEX zu haben.
Auch die schlechte Führung konnte man dem Besitzer und der Direktorin nicht zur Last legen.
Kranke Tiere wurden zusammen mit gesunden Tieren in einen Zwinger gehalten, gebärende Hündinnen teilten sich den Zwinger mit sterbenden Hunden, es kam immer wieder zu tötlichen Beißereien, all dies wurde den Betreibern nicht zu Last gelegt.

Wieviele Hunde und Katzen mit MIOFLEX getötet wurden weiß man nicht, laut Gericht ist es erwiesen, dass es 2007 mindestens 573 Opfer gab, obwohl die Tierärzte zugegeben haben, dass dies Mittel zwischen 20o5 und September 2007 Verwendung fand.
Der Geschäftssführer des Unternehmens, welches MIOFLEX an die Perrera lieferte, hat bewiesen, dass das Produkt seit 2002 gekauft wurde. Der Tierschutzverein PRODEAN schätzt, dass monatlich ca. 100 Hunde in der Perrera landeten, es existieren keine genauen Daten.

Die Rechtsanwälte vom Tierschutzverein El Refugio Madrid, welche auch offiziell das italienische Paar vertreten, werden Beschwerde einlegen, weil sowohl der Verwalter als auch die Dirketorin der Perrera die gemeldeten Unregelmäßigkeiten kannten, damit die Verantwortlichen dieser Barberei verurteilt werden.

Alle bisher veröffentlicheten Berichte:

Dramatischer Tourismus in Cádiz / Andalusien
Eine billige Spritze lähmt ihre Muskeln, ganz langsam, bis zum Tod
Cádiz, 7. Oktober 2007 ; ca. 2 000 Menschen demonstrieren vor dem Rathaus gegen die Mißhandlung von Tieren
Demonstration in Cádiz gegen die Perrera von Puerto Real
Fragwürdige Rechtsprechung in Cadiz
Hintergrundinformationen zur Verhaftung der zwei Demonstranten in Cádiz
Die Tierarztkammer von Cádiz recherchiert
Die Wahrheit von Puerto Real, damit so etwas nie wieder passiert
Halbwahheiten
Protestbrief an Politiker und Presse
Die Affäre von Puerto Real hat die nationalen Grenzen überschritten
Freiheit für Simone Righi, Gerechtigkeit für ihn und seine Hunde
Das Gericht schließt vorbeugend die Perrera von Puerto Real
Ein geflohener Angeklagter, verlogene Tierärzte, der Skandal um die Perrera von Puerto Real

Dienstag, Juni 16th, 2009, 01:52 | Allgemein, VIDEOS | kommentieren | Trackback

6 Kommentare zu “Perrera Puerto Real, ein skandalöses Gerichtsurteil”

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  1. 1 16. Juni 2009, Ralf Kastenholz schreibt:

    Dieses in der Tat skandalöse Grichtsurteil ist ein weiteres Mosaiksteinchen im ohnehin schon negativen Bild von Spanien. Es ist ein Schlag ins Gesicht für alle Tierschützer, die sich für die Verbesserung der Situation der Tiere in diesem Land einsetzen, einem Land, das Mitglied der EU ist. Aber dies muss ja nicht unbedingt eine „Auszeichnung“ sein.
    Es wäre interessant zu recherchieren, in wie weit die Richterin hier unabhängig und neutral geurteilt hat oder ob sie nicht gar Teil des schmutzigen Filzes ist. Das Urteil ist als „Begünstigung“ der Angeklagten zu betrachten und in die nächst höhere Gerichtsinstanz zu ziehen. Diejenigen, die sich an den Tieren schuldig gemacht haben, ganz zu schweigen von den Gesetzesverstössen, müssen eine empfindliche Strafe erhalten und kein „Geschenk“ von einer/einem Richter/in.

  2. 2 16. Juni 2009, mirjam schreibt:

    Es tut mir sehr leid und es ist ein Skandal und wieder eine Schande mehr für Spanien, aber ich Persönlich habe nichts anderes erwartet! Denn es wird NIE Gerechtigkeit für die Tiere geben in diesem Land und es wird sich bestimmt auch NIE etwas nachhaltig verändern! Leider!
    Uns wird oft vorgeworfen dass die Adoption unserer Galgos nicht die Lösung des Problems in Spanien sei, das ist mir auch klar aber für uns ist es die einzige Möglichkeit den Galgos zu helfen und ich denke nicht daran, so wie viele andere, einfach abzuwarten ob und bis sich mal was ändert in diesem Barbarischen Land!
    Für unsere Galgos hat sich was geändert und zwar „IHR GANZES LEBEN, DENN NUN DÜRFEN SIE LEBEN“, sie werden geliebt, geachtet als ein Geschöpf Gottes, dürfen ein lebenswertes Leben führen, bekommen genug und gutes Futter, dürfen warm, weich und sauber liegen und schlafen und wenn es dann eines Tages so weit ist und sie diese Welt verlassen werden, dann werde sie mit viel Liebe begleitet und in Würde über den Regenbogen in eine noch bessere Welt gehen und nicht in irgend einer Perrera elendiglich verrecken müssen!
    Es ist zwar nicht viel was wir für die Spanischen Galgos tun können, aber WIR tun es und WIR warten nicht ob, bis und dass sich was ändert! Denn in dem man darauf wartet dass sich was ändert, wird sich bestimmt NIE etwas ändern!

  3. 3 16. Juni 2009, Jeannette schreibt:

    Ich bin entsetzt…wie kann das sein???

    Wieviel Beweise benötigt man noch um solchen barbarischen Massentierschändern das Handwerk zu legen???
    Nicht genug Beweise? Glaub ich nicht, da steckt was anderes dahinter.

    Kämpft weiter, der grausame Tod der vielen Unschuldigen darf nicht unbestraft bleiben!!!

  4. 4 17. Juni 2009, Kirsten schreibt:

    Und wieder einmal „FASSUNGSLOS“!
    Und trotz und gerade deswegen, immer wieder bestätigt : es gibt NICHTS und aber auch wirklich NICHTS Gutes, außer man tut es!!!Meine spanischen Hunde( Galgos und Co und aber auch ein spanischer kleinen Mix) werden ihre jetzigen Tage(und hoffentlich noch Jahre)in Liebe und Frieden verbringen dürfen,so wahr mir Gott helfe.Und wenn irgendwann ihre Zeit gekommen sein wird , liegt es an mir , ihr Leiden nicht noch zu verlängern und sie gehen zu lassen(ohne Schmerz und ohne zu verlängern , was ohnehin nicht zu verhindern ist)und dann in freudiger Erwartung – denn – ich bin mir sicher : Sie werden mich erwarten am Ende dieser Regenbogenbrücke,die für uns alle gleich ist,seien wir nun Mensch oder Tier!!!
    Ich – für meinen Teil denke mir : jeder Hund , der aus dieser HÖLLE gerettet wird, ist ein Grund mehr, sich für das Dilemma einzusetzen ; mag mein Anteil um diesen Zustand an gequälten Hunden zu dezimieren auch noch so klein sein , so werde ich doch niemals damit aufhören mich zu kümmern(in welcher Form auch immer!): es fängt mit Petitionsunterschriften an und hört bei vielen auch niemals auf, sondern ist durchaus noch steigerbar!!!
    Kirsten

  5. 5 17. Juni 2009, Edith fischer schreibt:

    Solange es Menschen gibt auf diesem Planeten, werden die Grausamkeiten gegen Tiere und Menschen kein Ende finden. Damit sollten wir uns aber nicht abfinden, sondern laut und stark unsere Meinung sagen, wo immer wir können. Protestieren, Briefe an Politiker schreiben, und alles, was uns einflält tun, um diesem Elend ein Ende zu setzen. Wer hat das Recht andere Lebewesen zu quälen und zu töten ? Niemand ! Halten wir zusammen, und tun etwas, wenn alle Stränge reißen, und nichts mehr hilft, auch notfalls Dinge, die wider das Gesetz sind.
    Laßt uns handeln, nicht mehr soviel reden.

  6. 6 25. Juni 2009, n schreibt:

    nur eines kurz: danke euch allen die sich für die wehrlosen einsetzen! eure mühe gibt mir kraft mir auch mühe zu machen

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