26th Juni 2009

Ein fast normaler Tag im Leben einer Tierschützerin…

Heute morgen erreichte mich eine sehr besorgniserregende SMS von Caroline: Fast hat man mich festgenommen. Glups

Mir war gleich klar, es kann nur in Zusammenhang mit irgendeiner Katzenrettungsaktion stehen.

Zuhause wurde dann meine Neugier gestillt, folgende Mail befand sich in meinem Postfach:

Ach Martinchen…. fast hättest Du sammeln müssen, um mich aus der U-Haft zu holen. Grins.

Wie ich Dir bereits heute morgen sagte, wollte ich versuchen, eines meiner verirrten Kätzchen aus einem verlassenen Haus rauszuholen. Es ist eines der Katzen, die man ihres Gartens beraubt hat. Seitdem streunen sie auf der Straße umher, ohne festes Revier, weil ja schon die ganze umliegende Gegend mit verschiedenen Katzengruppen belegt ist.
Und gerade diese kleine Tigerkatze wartet jeden Morgen um 3 Uhr an der Straßenecke, bis ich aus dem Haus trete. Sie begleit mich miauend bis zum Futterplatz und schnurrt dann zufrieden, wenn es Futter gibt.

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Seit Mitte letzter Woche vermisste ich sie. Ich ahnte Böses. Da hörte ich eines Morgens ihr Miauen, aber ohne sie zu sehen. Ich folgte ihrer Stimme die Straße hinunter und da sah ich sie: Kläglich miauend von einem Flachdach herab schaute sie mich an. So ein Mist. Ganz sicher war sie in Panik geraten durch die ganzen Feuerwerkskörper, die die Kinder in der letzten Wochen in den Straßen gezündet haben.

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Der 24. Juni, San Juan, ist hier ein großer Feiertag und da werden tonnenweise Feuerwerkskörper gezündet. Aber die Knallerei geht schon mindestens zwei, drei Wochen vorher los und die armen Straßentiere wissen gar nicht mehr, wo sie sich noch verstecken könnten, um diesem Höllenlärm zu entgehen.

So vermute ich, dass mein Kätzchen in Panik eine Rebe, die sich am Haus befindet, hochgeklettert ist und jetzt nicht mehr weiß, wie sie runterkommt. Dieses Haus ist nicht mehr bewohnt und die Polizei hat sogar Fenster und Eingangstür zumauern lassen, damit, wie schon passiert ist, Vagabunden sich in diesem Haus einnisten. Somit hat das Kätzchen keine Möglichkeit, da irgendwie heraus- oder herunterzukommen.

Ich überlegte tagelang, wie ich es wohl anstellen könnte, um das Kätzchen vom Dach herunterzuholen. Ich kletterte weiterhin im Morgengrauen auf die Mauer vor dem Haus und warf von dort aus mit aller Kraft Futterbälle aus Dosenfutter gekugelt auf das Flachdach, damit das Kätzchen wenigstens was zum fressen hat. Da rief ich dann am Dienstag die Feuerwehr an, die sich auch sofort einstellte. Alles wirklich nette Jungs. Über die Leiter hievten sie meine Lebendfalle, um diese auf dem Dach aufzustellen.

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Da sagt einer der Jungs, dass das Haus hinten einen Garten hat, in dem sich sicher das Kätzchen jetzt versteckt hält. Sie stellen dort die Falle auf und wir alle zogen von dann. Die Feuerwehrmänner versprechen, am nachmittag wiederzukommen. Doch zwischenzeitlich rief mich ein Nachbar an, der mir mitteilte, dass die Falltür der Lebendfalle unten sei.

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Na, super, dachte ich. Jetzt hab ich sie und kann sie befreien. Nachbarn des verlassenen Hauses ließen mich über ihren Balkon in den Garten des verlassenen Hauses klettern, ich schaute in die Lebendfalle….. sie war leer. Was für eine Enttäuschung. Sicherlich ist sie von allein zugefallen oder das Kätzchen hat den Hebel beim Herumschleichen um die Falle berührt und diese fiel zu.

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Unverrichteter Dinge kehrte ich nach Hause zurück. Inzwischen hatte ich schon Freundschaft mit diesem netten Ehepaar geschlossen, das mir freundlicherweise nun den Zugang zu diesem Garten wann immer es nötig sei, durch ihre Wohnung über ihren Balkon verschaffte. Die Feuerwehr kam am Nachmittag, wie versprochen, doch die Falle blieb leer.

Gestern warf ich wieder Futter aufs Flachdach, von wo aus ich von dem Kätzchen freudig begrüsst wurde. Heute Nacht schmiedete ich aber dann einen Plan aus. Ich würde mit Hammer und Meißel ein kleines Loch in eines der vermauerten Fenster schlagen und so könnte dann das Kätzchen dann nachts entwischen.

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Den Rucksack voller Werkzeug, Taschenlampe, Katzenfutter und Fotoapparat stieg ich vom Nachbarsbalkon hinunter in den Garten und wagte mich vorsichtig in dieses verlassene Haus vor. Eine entsprechende Taschenlampe trug ich schon auf dem Kopf. Wie diese, die die Höhlenforscher tragen.

Ich begann in einer Ecke vorsichtig zu meißeln, aber logisch. Nichts sprang ab. Da musste ich schon fester zuschlagen. Hoffentlich hören das die Nachbarn nicht, dachte ich im Stillen bei mir. Ich schlug jedesmal fester zu, wenn ein Auto vorbeifuhr. Als die Öffnung fast faustgroß war, hielt ich ein. Ich hoffte, dass da das Kätzchen durchpasste. Danach holte ich die Futterdose und legte eine Spur vom Garten durchs Haus bis hin zu diesem vermauerten Fenster. Direkt vor der Öffnung verteilte ich den Rest der Whiskasdose.

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Gerade als ich mich aufrichtete, hörte ich von draußen eine feste Männerstimme: „Oiga, haga el favor de salir de aquí y preséntese en la calle“ (Kommen Sie da raus und präsentieren Sie sich auf der Strasse) Oh nein!! Die Polizei. Das fehlte mir jetzt gerade noch. Hätte ich bei der Futterverteilung nicht so getrödelt, wäre ich schon längst in der Nachbarwohnung und keiner hätte mich gesehen. Verdammt, verdammt.

Ich antwortete vorsichtshalber erst mal nicht, schnappte die Lebendfalle, das Netz, meinen Rucksack und mit nie gekannter Behändigkeit und vor allem Schnelligkeit schwang ich mich mitsamt diesen schweren Sachen hinauf auf die Trennmauer, der Nachbar nahm mir über den Balkon die Falle ab, ein Bein hatte ich schon über dem Balkongitter, da drangen zwei Polizisten in den Nachbargarten des anderen Hauses ein und geboten mir Einhalt.

Mist verdammter. Ich setzte mein sympatischstes Lächeln auf und begab mich langsam, viel langsamer als ich hochgeklettert war, zu den Polizisten hin und begann ihnen die ganze Sache zu erklären. Doch sie meinten, ich sei in ein Privatgrundstück eingedrungen und hätte obendrein auch noch ein Loch in die Hausmauer geschlagen und ich solle doch mal raus auf die Strasse kommen, damit sie meine Personalien aufnehmen könnten.

Während wir uns so über die Mauer hinweg unterhielten, tauchte auf einmal ein Nachbar, der dort gar nicht wohnte auf, schaute total neugierig, lugte durchs Gebüsch, als er mich entdeckte rief er aus: „Ach die da. Die Verrückte da, die mit den Tieren“. Na toll, meinen Ruf hatte ich offensichtlich schon weg. Jetzt kam es auf das Intermezzo mit der Polizei auch nicht mehr an. Mein Ruf war eh schon beim Teufel.

Betreten trat ich mit Rucksack, Falle und Netz durch die Tür auf die Strasse wo ich auch schon von zwei Agenten der Guardia Urbana in Empfang genommen wurde. Aus Augenwinkeln sah ich, wie sich schon die Nachbarn der umliegenden Häuser an der Straßenecke versammelt hatten und aus Entfernung, mit gestreckten Hälsen zu uns rüber schauten. Die Polizisten führten mich zu ihrem Dienstwagen und nahmen meine Personalien auf. Dass sie mich nicht mit auf die Wache genommen haben, lag nur daran, dass ihr Vorgesetzter ein guter Freund von mir ist. Ich mag das nicht so, Beziehungen spielen zu lassen, doch in jenem Moment fiel mir nichts Besseres ein, wie ich mich aus der Schlinge ziehen, sprich: vor einer Anzeige bewahren konnte.

Auch rettete mich die Tatsache, dass vor zwei Tagen schon einmal die Feuerwehr nach dem Kätzchen suchte. Aber trotzdem, Einbruch und Beschädigung von Privateigentum ist gegen das Gesetz und sie müssten den Besitzer dieses verlassenen Hauses informieren. Seufz. Da wird wohl noch was auf mich zukommen.

Aber ich werde der Sache einfach zuvorkommen. Werde bei der Guardia Urbana einen Antrag stellen, so wie die Polizisten mir vorgeschlagen haben, in dem ich um Aushändigung der Anschrift des Besitzers, eine Bank, wie ich inzwischen herausgefunden habe, bitten werde und mich dann mit den zuständigen Personen in Verbindung setzen. Ich weiß zwar nicht, ob ich etwas erreichen kann bei diesen Leuten, aber ich muss es wenigstens versuchen.

Ich hoffe nur, dass das Kätzchen heute Nacht dieses kleine Loch entdeckt und somit den Weg nach draußen findet. Sonst weiß ich im Moment auch nicht weiter. Denn wenn man mich nochmal in dem Garten oder Haus erwischen sollte…. ich weiß nicht, ob meine Freundschaft mit einem Polizisten mich weiterhin vor einer Anzeige retten wird.

In was für Geschichten ich mich schon wegen Tieren hineingeritten habe…… da könnte ich schon ein paar Sachen erzählen. Es ist nicht das erste mal, dass ich in ein Privateigentum eingedrungen bin, einen Zaun, eine Tür und/oder Ketten beschädigt habe, nur um ein Tier, meist eingekerkerte Hunde, zu retten. Bis jetzt hat mich noch niemand erwischt. Naja, irgendwann ist immer das erste Mal.

Auf jeden Fall freue ich mich, auf freiem Fuß zu sein. Ein netter Nachbar hat mir übrigens erzählt, dass er persönlich viele Male die Polizei angerufen hat, als sich in diesem verlassenen Haus Marokkaner eingenistet haben. Da ist aber nie jemand gekommen, kein einziger Polizist ist dort aufgetaucht, um die Marokkaner des Hauses zu verweisen. Und da komm ich und will nur ein kleines Kätzchen befreien… und da kommt schon ein ganzes Aufgebot angerückt. Am Anfang waren es nämlich zwei Dienstwagen.

Jetzt sitze ich erst mal auf dem Sofa und erhol mich von dem Schreck. Nur weiß ich im Moment wirklich nicht, wie ich das Kätzchen da herausbekommen soll.

Nun, ich bat Caroline doch bitte noch einmal dorthin zu gehen um Fotos zu machen, sie hatte eh ihre Brille dort vergessen….

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Freitag, Juni 26th, 2009, 01:51 | Allgemein, CPA Bürger für Tiere | kommentieren | Trackback

Kommentar zu “Ein fast normaler Tag im Leben einer Tierschützerin…”

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  1. 1 6. Juli 2009, esperanza martinez schreibt:

    Es war sehr mutig von Dir so etwwas zu machen, Ich hätte es auch gamacht

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