14th September 2009

Aus dem Tagebuch ener Tierschützerin, 15.September

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Carolinchen und nächtliche Kindheitserinnerungen

Na, heute hab ich ja mal wieder was ausstehen müssen. Ich fahre wie immer zu meiner Katzenkolonie, pünktlich, auch wie immer, begrüsst mich die kleine Siamesin, die dann auch gleich mutig zu Charly ins Auto springt und hungrig an der offenen Dose Katzenfutter schnüffelt. Charly gefällt das gar nicht, aber er lässt es sich gefallen. Wohl oder übel. Denn sonst gäb’s ne scharfe Rüge von der Anführerin des Rudels (also von mir). Und so schaut er mich ganz bedröppelt an.

Gefolgt von der Siamesin begebe ich mich Richtung Zaun, da sehe ich einen seltsamen Lichtschein. Viel zu hell, um vom abnehmenden Mond zu kommen, der auch übrigens gerade von Wolken bedeckt war.

Und dieses Licht? Vorsichtig nähere ich mich…… so ein Mist. Zwei Balkone im ersten Stock, genau die, unter denen ich herumkriechen muss, hell erleuchtet und die Wohnzimmer dahinter auch. Na servus. Das kann ja heute was werden. Was machen denn die Leute am Wochenanfang mitten in der Nacht noch auf den Beinen? Deswegen steh ich ja um 2.30 h auf, damit mich niemand sieht.

Ich stelle mich ins Gebüsch und beobachte scharf beide Balkone. Ich kann keine bewegenden Schatten ausmachen. Naja, vielleicht sind die ja auf dem Sofa eingeschlafen. Kann ja mal passieren. Als ich mich gerade so ächzend einen Meter an diesem Zaun hinauf gehangelt habe, beginnt mein Handy laut zu piepen!!!!!!

Ja, zum Donnerwetter. Heut geht aber auch alles schief. Erst die Balkone, jetzt mein Handy. Das war der zweite Weckalarm für den Fall, dass ich mal verschlafen sollte. Ich springe eilends hinunter (Schmerz lass nach!!), versuche so schnell wie möglich das laut piepende Handy herauszukramen, was in solchen Situationen nie klappt. Wie konnte ich nur vergessen, das Handy auszuschalten? Mist.

Ängstlich spähe ich hinüber zu den Balkonen. Nichts rührt sich. Niemand hat was gehört. Puuuuh. Ich lasse erst mal Luft ab. Wieder hangle ich mich, dieses mal schon etwas schwerfälliger, den Zaun hinauf und lass mich auf der anderen Seite hinuntergleiten. Dabei lass ich die beiden Balkone nicht aus den Augen.

Schnell schleiche ich hinüber in meine angestammte Ecke, außer Sichtweite der Balkone und holte Futter und Wasser heraus und begebe mich in die Büsche. Dort verteile ich erst einmal in aller Ruhe das Futter. Danach kämpfe ich mich wieder durch das üppige Grün hinaus, will gerade zum anderen Futterplatz hinübergehen, dem unter den Balkonen, da………………….. oh nein, ich sehe die Glut einer Zigarette auf einem der erleuchteten Balkone, aber in einer dunklen Ecke.

Ich werfe mich zurück in die Büsche und halte den Atem an. Hat der/die mich gesehen? Wie lange war da schon jemand in dieser dunklen Ecke? Resigniert gehe ich erst einmal in die Hocke und warte. Und warte. Immer wieder spähe ich hinüber zu diesem Balkon und hoffe, dass die Zigarettenpause bald zu Ende sein würde.

Währenddessen saßen die Katzen im Halbkreis vor den Büschen uns schauten mich aus verwunderten Augen an. Klar, ihnen sagt niemand etwas, wenn sie da des Nachts über das Sportgelände spazieren. Bei mir ist das schon was anderes.

Endlich bewegt sich ein Schatten nach drinnen und ich kann endlich aus dem Gebüsch heraus. Inzwischen lag schon der andere Balkon im Dunkeln. Ein Glück. Denn sein weitreichendes Licht hätte mich verraten.

Obwohl, aus mir ist schon eine professionelle Schleicherin geworden. Gerade in dieser Wohnung leben zwei Hunde, die in den eineinhalb Jahren nur zweimal angeschlagen haben, weil sie mich gehört haben. Das ist schon ne tolle Leistung. Naja, vielleicht sind die beiden schon recht alt und taub.

Aber trotzdem, wie ich da auf Socken durch die Gegend schleiche und mich bis jetzt noch niemand entdeckt hat, nach all der Zeit……. jooooo, da kann man schon stolz sein. Hihi. Schließlich ist unsereins, die von den Jahrgängen Ende 50iger/Anfang 60iger Jahre, ja auch mit Winnetou, dem Apachenhäuptling groß geworden. Wer sich nach all den bis zur Ermüdung gesendeten Wiederholungen dieser Filme nicht abgeguckt hat, wie man schleicht, na, der lernt’s nimmermehr.

Es sei noch erwähnt, dass ich beim Indianerspielen natürlich immer die Rolle von Winnetou hatte, schon wegen meiner tollen langen Mähne, nicht unbedingt, weil ich damals schon so gut schleichen konnte. Da fällt mir gerade noch was ein, zu der langen Mähne. Es war so Ende der 60iger, ich, zwar genetisch ein Mädchen, aber nach außen hin ein Bub. Mit zerrissenen und schmutzigen Hosen (Klar, wir mussten unsere Tipis gegen die Sioux verteidigen. Und da ging es hoch her. Mein lieber Schwan), Schrammen im Gesicht und auf den Armen. Total zerzauste Winnetou-Mähne.

Da hielt mich eine ältere, strenge, mir unbekannte Dame mitten auf der Strasse an, gerade als ich im Begriff war eilenst unten im Dorf Verstärkung im Kampf gegen die Sioux zu holen und stellte mich zur Rede. So ginge das ja nicht. Sie müsse dringendst mit meiner Frau Mutter sprechen. Wo ich denn wohne? Ich war total erschrocken. Ich kannte diese Dame nicht einmal. Was wollte denn die jetzt von mir? Ich hatte es eilig, die Sioux würden uns unsere Tipis und unser ganzes Revier wegnehmen, samt Baumhütten und Lagerfeuer und so und da kam eine Wildfremde des Weges und sprach mit strenger, ach was, strengster Stimme zu mir.

Sie rügte, dass Buben nicht mit solch langen Haaren herumlaufen könnten und dass meine Frau Mutter mich schleunigst zum Friseur bringen solle um meinen Haarschopf dem eines erzogenen Jungen angleichen zu lassen. Hääääääähhhhhhh?

Ich seh mich noch, mit ineinander verschränkten Fingern, mit der rechten Fußspitze im Sand scharrend, verschämt zu der Dame aufblickend und mit schüchterner Stimme wagte ich zu widersprechen: Aber ich bin doch ein Mädchen.

Hihi, den Blick von ihr hättest Du sehen sollen, Martina. Ich nutzte den Augenblick von Verdutztheit ihrerseits und machte mich schleunigst aus dem Staub. Mist. Sicher hatten uns die Sioux inzwischen schon überwältigt. Aber wir hatten Glück. Old Shatterhand in Form eines kräftigen Nachbarjungen, der auch der Sohn vom Bürgermeister war, war uns zur Hilfe geeilt, rettete die Situation und unsere Baumhütten.

Ich schmunzelte in mich hinein während ich meinen Kindheitserinnerungen nachhing und dabei die Katzenrunde, heute ohne besondere Vorkommnisse, beendete. Da kommt mir der „King of the Road“ entgegen. Seit Wochen versuche ich seiner habhaft zu werden, aber sein Misstrauen allen Menschen gegenüber ist groß. Er frisst zwar inzwischen neben mir, aber bei der geringsten Bewegung meinerseits ist er weg.

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Ihn mit dem Netz einzufangen wird schwierig werden. Aber in eine Lebendfalle wird er auch nicht hineingehen. Zu groß ist sein Misstrauen. Inzwischen hat er sogar sein Revier vergrößert. Nach dem Kampf mit dem Norweger-Kater gehört ihm nun auch der obere Teil des Stadtparks und er wird eifrig dafür sorgen, dass die Straßenkatzen nicht aussterben.

Ich werde mal sehen, ob ich irgendwo ein Fangnetz auftreiben kann, solche, die man für das Einfangen von Tauben benutzt. Mal sehen, ob ich ihn so bekomme. Das Kerlchen schwängert eine Katzendame nach der anderen. Bald werden allerorts die Herbstkätzchen geboren werden und viele werden sterben müssen. Ich muss diesen Kater unbedingt einfangen, um weiteres Katzenleid zu verhindern.

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Es sind ja nicht nur die Kleinen, die oft elendiglich eingehen müssen, sondern auch ihre Mütter sind von den oft bis zu vier Würfen pro Jahr (in warmen Mittelmeerklima werden die Katzen bis zu vier mal im Jahr rollig) total ausgelaugt, sterben an Erschöpfung, an Unterernährung, an Entkräftung, sind anfällig für Krankheiten. Das muss nicht sein. Deshalb muss ich mir was einfallen lassen, dieses rührige Kerlchen endlich irgendwie einzufangen.

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Caroline

Montag, September 14th, 2009, 23:11 | Allgemein | kommentieren | Trackback

Kommentar zu “Aus dem Tagebuch ener Tierschützerin, 15.September”

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  1. 1 23. September 2009, Dr. Inge Landzettel schreibt:

    Hallo,

    sehr mutig, nachts herumzuschleichen, aber die Katzen danken es sicher!

    Grüße von Inge Landzettel

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