Moscatel, zum Tode verurteilt
Bald ist es soweit, nur noch wenige Stunden hat der prächtige Stier namens Moscatel zu leben, nicht ahnend, dass ihm, auserkoren als Toro de la Vega 2009, ein grausamer Tod bevorsteht.
Moscatel befindet sich schon einige Tage in Tordesillas, rausgerissen aus seiner gewohnten Umgebung, wurde er am Montag dem blutrünstigen Mob präsentiert, der ihn grölend in der Arena empfang.
Moscatel, ein fühlendes Wesen dem man moralisches Verhalten und Bewusstsein nicht absprechen kann. Tiere sind dem Menschen nah, viel näher als vielen lieb ist, doch lieber verleugnet man diese Tatsache, denn wie sonst könnte man sich damit rechtfertigen, Tiere zu benutzen, auszubeuten, zu quälen und zu verzehren, wenn man nicht der Meinung wäre, sie sind uns unterlegen und einzig und allein dazu geschaffen, uns zu dienen, wofür auch immer.
Moscatel wird an den schrecklichen Wunden die man ihm mit Lanzen zufügt, verbluten. Wir werden mit ihm Leiden, jeder Lanzenstich wird sich auch in unsere Seele brennen, weil wir es nicht verhindern konnten.
Manche nennen es Tradition, andere die Rechte der Bürger, ich nenne es den moralischen Verfall der Gesellschaft, die dies zuläßt.
Tordesillas, die Schande von Spanien.
Verantwortlich die Regierung von Kastillien-León, als Organisator welcher ein unzeitgemäßes und gnadenloses Fest genehmigt, welches sich dem Tod eines Wesens widmet, dessen einziges Vergehen darin bestanden hat, anders zu sein als wir.
Jetzt bist du dran
habe keine Angst
es ist deine Bestimmung
halte den Schmerz aus
den Durst
den Degen
die Leute warten
es ist Zeit
zu sterben