12th November 2009

Konferenz Professor Dr. David Favre

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Am 29.10.2009 lud die Rechtsprofessorin Teresa Gimenez-Candela an die UAB zu einer Konferenz von Herrn Prof. David S. Favre, seines Zeichens auch Rechtsprofessor, spezialisiert in Animal Law, in die Aula Magna der Rechtsfakultät.

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Frau Prof. Gimenez-Candela befand sich in diesem Sommer für drei Monate in den USA in Funktion als „visiting professor“ an der New York University im Zuge eines Forschungsprojektes. Dort trat sie mit Herrn Prof. Wolfson in Kontakt, der nicht nur an der NYU Tierrecht erteilt, sondern auch an der Columbia University.

Tierrecht wird seit den 80iger Jahren in den USA an mehr als 100 Universitäten erteilt u.a. Harvard, Yale, NYU, Columbia. In Europa ist das Tierrecht außer an einzelnen Universitäten in Großbritannien, nur an den Universitäten von Hannover und Barcelona zu finden. An der letzteren wird es von Frau Prof. Teresa Gimenez-Canela an der Rechtsfakultät gelehrt.
Unter ihrer Leitung wird jetzt an der Autonomen Universität von Barcelona eine Datenbank über spanische Gesetze und Rechtsprechung hinsichtlich Tierrecht ins Leben gerufen, zeitgleich auch in der Universität Hannover. Diese Datenbank wird die autonomen Länder Spaniens miteinbeziehen, die Europäische Unión sowie Daten auf internationalem Niveau.

Nach der Lehrtätigkeit an der NYU begab sich Frau Prof. Gimenez-Candela an die Universität Michigan zu Herrn Prof. David Favre. Die beiden Rechtsprofessoren kennen sich seit geraumer Zeit durch Zusammenarbeit im Thema Tierrecht. Jetzt, in diesem Oktober, erwiderte Herr Prof. Favre den Besuch unserer auf internationalem Parkett bekannten Rechtsprofessorin Teresa Gimenez-Candela.

Herr Prof. Favre lehrt an der Universität Michigan und hat sich schon im Jahre 1980 auf Tierschutzrecht spezialisiert. Er erzählte uns, dass in den USA Anwälte gibt, die sich nur dem Tierrecht widmen.

Die Geschichte des Tierschutzes in den USA beginnt im Jahre 1867 mit dem New Yorker Anti Cruelty Law: Penalty for over-driving, cruelly treating animals: Section 1. If any person shall over-drive, over-load, torture, torment, deprive of necessary sustenance, or unnecessarily or cruelly beat, or needlessly mutilate or kill, or cause or procure to be to be over-driven, over-loaded, tortured, tormented or deprived of necessary sustenance, or to be unnecessarily or cruelly beaten, or needlessly mutilated, or killed as aforesaid any living creature, every such offender shall, for every such offence, be guilty of a misdemeanor.

Überwiegend behandeln die amerikanischen, auf Tierrecht spezialisierten Anwälte, Fälle wie z.B. wer innerhalb einer Familie der rechtlich Zuständige ist, wenn das Haustier ein „Delikt“ gegangen hat, wie etwa den Nachbarhund zu beißen oder gar den Nachbarn selbst. Auch in Trennungs- bzw. Scheidungsangelegenheiten wird der Animal-Law-Anwalt aufgesucht: „Wer bekommt das während des gemeinschaftlichen Zusammenlebens angeschaffte Haustier zugesprochen?“

In diesem Zusammenhang fügte er hinzu, dass man zur besseren Rechtsprechung in solchen Streitfragen zu dem persönlichen, dem materiellen und dem interektuellen Eigentum einen vierten Punkt hinzufügen müsste, das lebende Eigentum.
Auch sprach Herr Prof. Favre von einem trust for animals, in den man als Tierbesitzer eine bestimmte Summe einzahlen kann, die dann bei seinem Ableben dem zurückgebliebenen Tier zugute kommt, was heißen soll, dass der Lebensunterhalt und die Lebensqualität des Tieres bis zu dessen Tod garantiert sind.

Danach kam er auf das sogenannte Nutzvieh zu sprechen, deren Nutznießer er in fünf Kategorien attitude of use einteilte: No use (Veganer), respectful use (Vegetarianer), ignorant use (man ignoriert das Tierleid), uncaring use (man weiß vom Tierleid, es interessiert einen aber nicht) und abusive use (missbräuchliche Benutzung: Hunde- und Stierkämpfe und dgl.).
Auch erwähnte er, dass im Tierschutz davon ausgegangen wird, dass Tiere zum Nutzen des Menschen verwendet werden können, jedoch eine mehr oder weniger humane Behandlung erfahren sollten. Wobei bei der Tierethik erst einmal gefragt wird, ob Tiere einen moralischen Status haben.

Siehe hierzu auch: Tierethik

Zwischendurch zeigte er immer wieder Fotos seiner eigenen Tiere, die er auf einer Farm, der Fence Row Farm, hält. Vor allem eine isländische Schafrasse, deren Wolle er verkauft und eine isländische Hühnerart. Seine Hühner dürfen Eier legen, wann und wo sie wollen und sie dürfen auch selbst entscheiden, ob sie sie ausbrüten oder nicht. Mit einem enormen Wink mit dem Zaunpfahl auf die Hühnerfabriken meinte er, dass jedes Küken eine Mutter hat und mit ihr aufwachsen sollte.
Während seines Vortrags erwähnte er auch, dass jemand, der fähig ist eine Katze zu schlagen, auch fähig ist ein Kind zu schlagen. Prof. Favre fragte, wer Tiere beschützen kann. Die Maßnahmen der Regierungen hält er für zu schwach. Private Maßnahmen wie Tierschutzorganisationen seien stark, vorzuziehen seien jedoch eigenes Engagement. Er fügte hinzu, dass es das Beste wäre, wenn sich die Tiere selbst verteidigen könnten.

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Nach dem Vortrag durften Fragen gestellt werden. Die, die am meisten Meinungen mit Herrn Prof. Favre austauschten waren Leonardo Anselmi, Soziologe und Vorsitzender von LIBERA www.liberaong.org und der Plattform Stop Our Shame, Daniel Dorado, ein auf Tierrecht spezialiserter Anwalt aus Madrid, Carla Velásquez, Master in Philosofie Moral und Anna Mulá, ebenfalls Anwältin, spezialisiert auf Tierrecht, Sprecherin des Vorstands der Anwaltskammer Barcelona, Sprecherin des Vorstands von PRODA (Professionelle für die Rechte der Tiere), Kommissionsmitglied der ILP und Koordinatorin der Rechtsabteilung von LIBERA.

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Die Unterhaltung ging vor allem um Nutztierhaltung und vegane Lebensweise und unter welchen Umständen wir uns die Tiere nutzen machen dürfen. Ich muss dazu erwähnen, dass Leonardo und Daniel überzeugte Veganer sind. Worauf Herr Prof. Favre zusammenfassend abschloß, dass es weltweit niemals ein Gesetz geben wird, das Fleischgenuss verbieten wird.

Auf die Frage, was er über Stierkampf denkt, meinte er lakonisch, dass Stierkampf in den USA illegal ist und die Betreiber einer solchen Tierquälerei hinter Gitter kämen. Er sprach von der Notwendigkeit entsprechende Gesetze zu erlassen, auf die man aber zuvor die Gesellschaft mit einer entsprechenden Erziehung darauf vorbereitet haben muss, damit sie die Gesetze in vollem Umfange akzeptiert.

Nach der Konferenz hatte ich noch die Möglichkeit mit Herrn Prof. Favre Meinungen über das spanische Volk und die in Spanien stattfindenden Tierquälerein auszutauschen. Ich erzählte ihm von dem Freispruch des 10fachen Katzenmörders von Talavera de la Reina. Von der Britin Sue Jenkins, die ihre gesamte Pferdeherde hat verhungern und verdursten lassen und der immer noch andauernden Untätigkeit der Behörden. Die „Dame“ befindet sich nach wie vor auf freiem Fuß. Auch klagte ich noch ein bisschen über meine Bürokraten der Stadtverwaltung bzgl. meiner Straßenkatzen. Er schmunzelte.

Herr Prof. Favre ist der Überzeugung, dass das Volk, die Gesellschaft von den Politikern eine Änderung der Gesetze hinsichtlich Tierschutz verlangen muss. Eine Meinung, die ich voll und ganz mit ihm teile, so wie auch unser Freund Leonardo Anselmi, der nicht müde wird zu betonen, dass eine Revolution immer von unten beginnt, niemals von oben.

Diesbezüglich möchte ich noch abschließend erwähnen, dass Herr José Maria Pérez Monguió Lehramt der Universität Cádiz, Anwalt, spezialisiert auf Administrations- und Tierrecht, immer wieder in seinen Konferenzen erwähnt, dass wir (S)tierschützer die Umfragen zum Thema Stierkampf falsch auslegen.

Alle Umfragen ergeben immer, dass ca. 70 % der spanischen Bevölkerung gegen den Stierkampf ist. Doch Herr Pérez Monguió sagt, dass dies falsch ist. Fakt ist, dass 70 % der spanischen Bevölkerung einfach keine Meinung dazu haben. Es ist ihnen, salopp gesagt, ziemlich egal, was da allsonntäglich in ihren Städten und Dörfern passiert. Leider muss ich dem zustimmen. Wie auch so viele andere engagierte Spanier auch. Der spanische „Otto Normalverbraucher“ ist desinteressiert und ignorant dem Thema gegenüber genauso wie zum Beispiel gegenüber der Nutztierhaltung, in Spanien genauso wie im Rest der Welt. Von vielen kultivierten Spaniern höre ich auch immer wieder die Aussage, dass Europa nach den Pyrenäen beginnt. Auch da muss ich nach 21 Jahren Spanien zustimmen. Leider.

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von links nach rechts: Prof. Gemenez-Candela, Ana Mulá, Prof. Favre, Dolmetscherin, Caroline Waggershauser, Leonardo Anselmi

Caroline Waggershauser

www.ciudadanosparalosanimales.org

Donnerstag, November 12th, 2009, 00:01 | Allgemein, CPA Bürger für Tiere | kommentieren | Trackback

5 Kommentare zu “Konferenz Professor Dr. David Favre”

Diese Beitrag kommentieren.

  1. 1 12. November 2009, sibylle mueller schreibt:

    sehr gute Entwicklung….
    Die Rodeo Veranstaltungen in den USA sind entsetzlich, vielleicht tut sich da auch endlich mal was.
    Reinhard Mey hat ein Lied geschrieben „Tierpolizei“ da muss ich daran denken.
    Der Blog ist wirklich informativ…weiter so. Danke!!
    LG Sibylle

  2. 2 12. November 2009, Tina schreibt:

    Das hört sich sehr gut an, ich hoffe es geht immer weiter in diese Richtung.
    Werde es mit Spannung weiterverfolgen.

    Mfg
    Tina

  3. 3 13. November 2009, Silvia und meine Engel schreibt:

    Hoffentlich sind das auch Nägel mit Köpfen, die da entstehen.
    Das wär ja was auf das wir ja alle schon so lange warten.
    Herzliche Grüsse
    Silvia und meine Engel

  4. 4 30. Mai 2015, Carolin schreibt:

    An der Universität Hannover wurde, soweit ich als Studentin dort weiß, nie Tierrecht unterrichtet. Das ist eine Fehlinformation.

  5. 5 30. Mai 2015, martina schreibt:

    Tierehtik

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