„Kuschel-Kälbchen“
Foro: ACTYMA
„Ternera de peluche“ von Rosa Montero
Es geschah während des Stadtfestes von Fuente del Saz del Jarama (Madrid-Spanien) im September. Man setzte eine junge Kuh, ein Kälbchen noch, so jung, dass es, statt anzugreifen, übermütig herumtollte. Zu sanft, zu zutraulich, so erschien dem Mob des Städtchens diese noch milchsäugende Bestie. So entschieden sie sich, das Tier zu verprügeln und mit Steinen zu bewerfen, um ihm zu zeigen, was Wildheit bedeutet.
Danach wurde das Kälbchen in ein Gatter gesperrt, was wiederum die „peña“ (der Stammtisch) von Jarama dazu nutzte, ein altes Auto zu starten, um damit das arme Tier drei, viermal zu überfahren. Das war vielleicht ein Vergnügen!
Die junge Kuh war von schlechter Qualität, da sie sofort ziemlich ramponiert aussah und sie nicht mehr in der Lage war, sich vom Boden zu erheben. Sie konnte nur noch den Kopf und den Hals bewegen, sie blutete aus dem Maul und wimmerte, als ob es sich nicht um eine Kampfkuh handeln würde.
Enttäuscht über ihren Mangel an Zusammenarbeit in einem solch ethnischen und prächtigen Ritual, versuchten einige Burschen, sie aufzustellen, um mit der Gaudi weitermachen zu können.
Aber dieses Viech hatte wohl die Wirbelsäule gebrochen, da sein Körper vollkommen gelähmt war und es nicht aufhörte, wie im Todeskampf verzweifelt zu muhen.
So ließen sie das Tier zu Boden fallen und sie hielten sich noch eine Weile damit auf, ihm Fußtritte zu versetzen.
Danach kam ein Mann und schnitt ihm noch lebend ein Ohr ab, welches er dann mit eleganter Geste einer Dame überreichte. Da die Burschen nun schon ihren Spaß gehabt hatten, entschlossen sie sich, dem Kälbchen die Kehle durchzuschneiden. Doch der Schlächter traf nicht richtig die Vene und das Tier begann während einer ganzen Weile noch heftig zu schnaufen.
Ein Herr von Welt ermutigte seinen achtjährigen Sohn, auf den um sein Leben kämpfenden, von Krämpfen geschüttelten Körper des Kalbes zu springen.
Ein sehr lehrreiches Spiel, denn so erzieht man Kinder zu Henkern.
Es werden noch viele September kommen und mit ihnen andere Grauen und Entsetzlichkeiten und andere Schmerzen, die man hier „fiestas“ nennt.
Welche Verzweiflung überkommt mich, mit diesem wilden und schrecklichen „Spanischtum“ das Land teilen zu müssen.
Übersetzung von Caroline CPA
Wikipedia: Rosa Montero
www.rosa-montero.com
Quelle: FUNDEA
Siehe hierzu auch folgendes Video von ASANDA, eines von vielen typischen Volksfesten bei denen Kälber vom Mob gehetzt und misshandelt werden, Feste, deklariert als kulturelles Ereignis.
Suelta de vaquillas en fiestas de Santa Ana 2008 – El Viso (Córdoba)