22nd April 2009

Die dunkle Seite Spaniens

Spanien ist nicht nur Sonne, Strand und Meer, Sangria, Ballermann und Flamenco. Spanien ist die Hölle auf Erden für jene, die keine Stimme haben, deren Todeskampf im Olé-Geschrei der Arenen verhöhnt wird, deren Kadaver in den stinkenden Perreras verrotten, die man aufhängt an den Korkeichen, nicht nur in Andalusien.

Die Zahlen über die von ihren Besitzern verlassenen Tiere sprechen eine deutliche Sprache, 200 000 Tiere werden jährlich entsorgt, unter ihnen ca. 50 000 spanische Windhunde.
Diese, ihren Besitzern lästig gewordenen Tiere, landen entweder in einer der zahlreichen städtischen Auffanglagern, den sogenannten „perreras municipales“, die sich wie ein tödliches Netz über ganz Spanien ziehen, werden als Streuner überfahren oder verhungern und verdursten. Das Leben auf der Straße ist hart, zumal streunende Hunde und Katzen auf der Suche nach etwas Fressbaren, oft und gerne mit Steinen vertrieben werden, oder ein gutes Ziel für rasante Autofahrer bieten, man bremst nicht sondern gibt Gas.

Misshandlungen von Tieren sind an der Tagesordnung, dabei sind den Perversitäten keine Grenzen gesetzt, aber was will man auch erwarten von einem Land, welches Stierkampf und Stierspektakel als Kultur betrachtet, die Misshandlung der Stiere legalisiert, wo der Sonntagausflug der erzkatholischen Spanier in eine Stierkampfarena nach dem sonntäglichen Kirchgang eine Selbstverständlichkeit ist., schon kleinen Kindern suggeriert wird, dass das Quälen von Tieren eine sinnvolle, legitime Freizeitbeschäftigung ist. Erziehung zur Grausamkeit, von Kindesbeinen an.
Die sadistische Überlegenheit des Menschen über das Tier ist in der archaischen Kultur Spaniens allgegenwärtig, Tierquäler finden sich in allen Bevölkerungsschichten, Angst vor dem Gesetzt scheint man nicht zu haben, die wenigstens Misshandlungsfälle werden aufgeklärt, da sie unbearbeitet, auf nimmer Wiedersehen in irgendwelchen Schubladen ignoranter Bürokraten verschwinden.

Die Galerie der Grausamkeiten scheint unerschöpflich: der junge Mann aus Talavera, ein inzwischen von der Partei ausgeschlossene Politiker der Volkspartei, der sich im Internet mit den Katzen, die er zuvor getötet hatte, zur Schau stellte, der verprügelte Hund in Lugo, dem man den Penis herausgerissen hatte, Juan Lado in La Coruña der seinen Schäferhund erschlagen hat, ganze Kolonien vergifteter oder zu Tode misshandelter Katzen, Tierquäler die eines Tages in ein Tierheim eindrangen und sich entschlossen die Pfoten der Hunde mit einer Motorsäge abzutrennen; Regina, die Mastin-Mischlingshündin, die in einem Tierheim lebte und der man Obststücke in den After schob und die man solange auf den Kopf schlug bis sie tot war, oder der Hund in Madrid der mit einer ätzenden Flüssigkeit übergossen wurde, der Fantasie der Tierquäler sind keine Grenzen gesetzt.

Ich könnte Seiten über Seiten fortführen, über Erschlagen, Verbrennen, Erhängen, Ketten, Säuren, Kugeln, Durst, Hunger, tausend weiteren Arten der Quälerei, die Liste der gemarterten und ermordeten Kreaturen in diesem Land ist unendlich und nur selten haben sie das Glück in ihren letzten Zügen liegend, von Tierschützern gerettet zu werden.

Die städtischen Auffanglager, subventioniert von den Gemeinden, sind ein lukratives Geschäft, sie dienen denen, die ihre Hände nicht mit Blut beflecken wollen. Selbst in gut geführten Auffangstationen werden Hunden und Katzen eingeschläfert, so viele Tiere können weder vermittelt noch am Leben gehalten werden, die Auffangstationen würden innerhalb kurzer Zeit aus allen Nähten platzen, alleine in den beiden Perreras in Málaga wurden im vergangenem Jahr 4500 Hunde euthanasiert, nicht nur kranke, sondern überwiegend junge und gesunde Tiere. Die wenigsten Hunde und noch weniger Katzen die in Perreras landen bekommen eine Change weiterzuleben.

Es gibt keine Zahlen über die genaue Anzahl der Auffangstationen, viele von ihnen sollten besser als Tier-KZ bezeichnet werden, denn das was sich hinter den Mauern des Todes verbirgt, lässt sich kaum in Worte fassen. Dreck, Gestank, die Mindestanforderungen an Hygiene werden nicht eingehalten, kranke Tiere zusammen mit gesunden, Rüden mit Hündinnen, Tierärzte die nur zur Euthanasie die Einrichtung betreten, schwerverletze Tiere denen keinerlei tierärztliche Hilfe gewährt wird, Öffnungszeiten die Adoptionen erschweren, Todeslager die von Besuchern gar nicht erst betreten werden dürfen.

Es regieren Korruption und Vetternwirtschaft, Kontrollen gibt es kaum, die Justiz arbeitet langsam, immer wieder werden untragbare Zustände in Perreras aufgedeckt. Vor Jahren wurden in der inzwischen geschlossenen Perrera von Mataro die Hunde und Katzen noch lebend in den Verbrennungsofen geworfen und auch der Skandal um die Perrera von Puerto Real, hier wurden über viele Jahre die Tiere mit MIOFLEX getötet und starben einen langsamen grausamen Tod, zeigt deutlich auf wessen Seite die Behörden stehen. Der Verantwortliche ist auf freiem Fuß und betreibt immer noch zwei weitere Tötungsanstalten, das Strafverfahren ist noch immer nicht abgeschlossen.

Besonders dramatisch ist die Situation der Jagdhunde, sie leiden wie kein anderes Tier in Spanien.

Die Jagd ist Volkssport und der Erwerb der Lizenz zum Töten ein leichtes Spiel. Geballert wird auf alles was sich bewegt, auch das Fallenstellen ist beliebt, ein „echter“ spanischer Mann verbringt so seine Freizeit. Jagdhunde aller Rassen, Bluthunde, Pointer, Podenco, Galgo usw., werden in großen Rudeln unter miserabelsten Bedingungen gehalten, viele fristen ein trauriges Dasein an der Kette oder in dunklen Verschlägen, eine sogenannte Rehala, eine Jagdhundemeute kann bis zu 40 Tiere zählen.

Die am meisten misshandelte Hunderasse in Spanien ist der Galgo, diese edlen Windhunde sind Opfer ihrer Schnelligkeit und Intelligenz.

Verantwortlich für den Holocaust der Galgos sind die schätzungsweise 170 000 Galgueros, Besitzer von ca. 490 000 Galgos. Laut Tierschützern werden Jahr für Jahr 50 000 Galgos auf unterschiedlichste grausame Art und Weise entsorgt.
Spanien ist das einzige europäische Land, in dem es nicht unüblich ist, einen am Baum erhangenen Galgo zu finden.

Es geht um sehr viel Geld, aufgrund der Galgos werden jährlich ca.1000 Millionen Euro umgesetzt und 27000 Arbeitsplätze stehen im direkten Zusammenhang mit ihnen, die gesamte Jägerschaft bewegt jährlich 3000 Millionen Euro.

Ein richtig guter Galgo der an Wettkämpfen teilnimmt kann einen Wert bis zu 30000 Euro erlangen, dementsprechend oft werden Galgos gestohlen. Erst im November 2008 gelang der Guardia Civil in einer großangelegten “Harry” und “Clavijo” genannten Operation, zeitgleich in neunzehn Provinzen Spaniens durchgeführt, ein gelungener Schlag gegen die Galgo Mafia, der zur Verhaftung von 40 Personen, zur Beschlagnahmung von unzähligen Waffen und zur Befreiung von über 200 gestohlenen Galgos führte. Die Hundemafia hatte die Komplizenschaft von Tierärzten, Mikrochips wurden entfernt und durch neue Chips ersetzt Pässe gefälscht und auch führende Köpfe sollen sich unter den Verhafteten befunden haben.

Jagdhunde sind nichts weiter als das Instrument eines blutigen Zeitvertreibs, viele von ihnen erleben die Hölle auf Erden. Es beginnt schon mit der Geburt in irgendeinem dunklem dreckigen Verschlag, Entbehrung und fehlende Fürsorge vom ersten Lebenstag an, bis zum bitteren Ende. Erfüllt der Hund nicht seinen Zweck, ist er alt, krank oder bringt keinen Jagderfolg, wird er im günstigsten Fall “zum Teufel” gejagt, sich selbst überlassen oder man gönnt ihm einen schnellen Tod durch Erschießen.
Aber, ein echter spanischer Macho, der misshandelt seinen Hund, der nicht die gewünschte Leistung bei der Jagd gebracht hat, den Perversitäten sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Ist der Stolz des Jägers verletzt, entwickelt so manch einer von ihnen eine unglaubliche, kriminelle, bösartige Energie. Das Erhängen der Galgos hat sogar einen Namen, “Klavierspielen”, da der Galgo so gerade noch mit seinen Pfoten den Boden berührt und um sein Leben strampelt, so wie wenn ein Klavierspieler die Tasten schlägt, spielt der Galgo das Lied vom Tod.

Die Jagdsaison mit Galgos geht von Oktober bis Ende Januar, dann füllen sich die Perreras mit überwiegend jungen, bis zu 3 oder 4 Jahre alten Galgos, denn kaum ein Galguero sieht einen Sinn darin, diese bis zur nächsten Saison durchzufüttern, schließlich hat er ja schon per Zucht für genügend Nachschub für die nächste Saison gesorgt. Zu dieser Zeit beginnt für die Tierschützer der Wettlauf mit dem Tod, aber längst nicht alle Galgos können vor der Tötung bewahrt werden.
Hinzu kommen noch die vielen ausgesetzten Tiere die von einem Auto zerschmettert und die, die erschossen oder auf andere grausame Art und Weise beseitigt werden, die Brunnen in Spanien sind tief, stille Gräber die nur selten entdeckt werden.

Der Galgo wird ohne Ausnahme ausgesetzt und/oder hingerichtet, die saisonbedingte Jagd, die Unterhaltskosten von Hundemeuten die inzwischen nicht mehr in allen Provinzen gratis sind, das unstillbare Verlangen nach jungen, unverdorbenen Exemplaren für dieses Spiel, macht den Galgo zu einem Opfer seiner Schnelligkeit und Intelligenz.

Das ist das typische “ España profunda” , tiefstes Spanien, wovon meine spanischen Freunde immer wieder sprechen, das Spanien, was man dem Rest der Welt nicht gerne zeigt.

Martina Szyszka

 

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22nd April 2009

Presseerklärung

Presseerklärung, Straßburg 22.04.09

Eine Änderung der katastrophalen Zustände in den betreffenden Ländern ist nur auf politischem Weg, mittels einer kontinuierlichen Änderung oder Schaffung von Gesetzen und Einführung von unabhängigen Kontrollinstanzen möglich.

Dies sollte auf EU Ebene geschehen, denn jahrelange Erfahrung und Mitwirkung in Tierschutzkreisen hat gezeigt, dass vorhandene Gesetze weder eingehalten, noch kontrolliert oder Nichteinhaltung sanktioniert werden und von Seiten der verschiedenen Regierungen keine wirksamen tierschutzgerechten Maßnahmen eingeleitet werden.

Dies haben auch die Abgeordneten David Hammerstein, Neil Parish und Alain Hutchinson erkannt und ihre „Schriftliche Erklärung zum Wohlergehen von Haustieren und streunenden Tieren“ ins Leben gerufen, woraufhin viele verschiedene Tierschutzorganisationen aus ganz Europa auf ihren Webseiten auf diese Erklärung aufmerksam gemacht haben, mit der Intension, dass alle Besucher der betreffenden Webseiten ihre Abgeordneten bitten, die Schriftliche Erklärung zu unterschreiben. Die neue gegründete internationale Plattform „STARS“ der Ärzte für Tiere hat eigens zu diesem Anlass eine Petition ins Leben gerufen
http://www.strayanimalrights.org/, ebenso Frau Barbara Kowollik, die mit ihrer Petition gegen die Tötung der Straßentiere in der Europäischen Union auch gleichzeitig die drei Europaabgeordneten Hammerstein, Hutchinson und Parish unterstützt:

Schriftliche Erklärung eingereicht gemäß Artikel 116 der Geschäftsordnung von Alain Hutchinson, David Hammerstein und Neil Parish zum Wohlergehen von Haustieren und streunenden Tieren

Ich bin schon viele Jahre im Tierschutz tätig, Schwerpunkt Spanien, und sehe in der Plattform eine hervorragende Möglichkeit für alle internationalen Tierrechtsorganisationen, auf EU Ebene tätig zu sein.

Über meine Webseite www.sos-galgos.net berichte ich über aktuelle Tierschutzgeschehnisse. In Deutschland bin Repräsentantin vom Colectivo ACMA (Andalusisches Kollektiv gegen die Misshandlung von Tieren) und CPA (Bürger für Tiere). Gegründet wurde CPA von Caroline Waggershauser, Delegierte für auswärtige Angelegenheiten der spanischen Tierschutzpartei PACMA und Mitglied bei Stop Our Shame, sowie Colectivo CACMA, ebenfalls Delegierte für auswärtige Angelegenheiten.

Deswegen werde ich an dieser Stelle in meinem folgendem Artikel „Die dunkle Seite Spaniens“ über Tierschutz in Spanien berichten.

Ich hoffe Ihr Interesse geweckt zu haben, die Situation, nicht nur in Spanien, ist mehr als besorgniserregend und nicht tragbar für ein modernes Europa.

Wie schon Albert Schweitzer bemerkte, „Tierschutz ist Erziehung zu Menschlichkeit“, Tierschutz geht uns alle an und seitens der EU sollten endlich auf politischem Weg Maßnahmen ergriffen werden um diese Zustände zu beenden.

Man kann von EU Mitgliedsstaaten erwarten, dass vorhandene Tierschutzgesetze eingehalten, Nichteinhaltung sanktioniert, Gesetzeslücken geschlossen werden und diejenigen Abgeordneten, die sich bisher geweigert haben, die „Schriftliche Erklärung“ von Hammerstein, Hutchinson und Parish zu unterstützen, diese endlich unterschreiben, es ist „kurz vor zwölf“.

Meine Bitte an Sie als Journalist, tragen auch Sie dazu bei, dass diese Themen in der Presse Aufmerksamkeit erregen und die Ereignisse des heutigen Tages die Politiker, die bis jetzt ignorant den Tierschutzthemen gegenüberstehen, zu überzeugen, ein positives Zeichen in puncto Tierschutz zu setzen. Wenn die Mehrheit der Abgeordneten diese Schriftliche Erklärung gegen die Misshandlung und das Aussetzen von Haustieren unterzeichnet, muss die Europäische Kommission eine Initiative zu Gesetzgebung zum Schutz der Tiere in Erwägung ziehen!

Martina Szyszka
Wittensteinstr.108
D-42285 Wuppertal

Tel.: +49 [0]202 4936242
eMail nfo@sos-galgos.net

www.sos-galgos.net
www.ciudadanosparalosanimales.org
www.cacma.org

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22nd April 2009

Press Statement

A change of the disastrous conditions in the respective countries could only be reached on the political way by a continuous modification or creation of laws and the establishment of independent controlling organs,

This should be implemented at the administrative level of and by the EU since experience of and cooperation by animal protection groups over the years has clearly shown that existing laws are not observed, nor non-compliance is controlled or sanctioned and effective measures to ensure the protection animals are not being introduced by several national governments.

Realizing this, the M.E.P. David Hammerstein, Neil Parish and Alain Hutchinson, initiated the Written declaration on the welfare of pets and stray animals and thereupon many animal protections organisations from all over Europe gave notice of this declaration at their websites intending the visitors will request their respective representatives to sign it.
The newly founded international platform STARS / Stray Animal Rights Society of the association Ärzte für Tiere e.V. has put out a petition on this issue as well as Mrs. Barbara Kowollik, Against the killing of strays within the European Union, supporting the M.E.P. Hammerstein, Hutchinson and Parish explicitly.

Since many years I am engaged in animal protection with focus on Spain. I regard this platform as an outstanding opportunity to all international animal protection organisations to act at the political level of the EU.

At my website sos-galgos.net I report on current affairs regarding animal protection.
I am representative in Germany for Colectivo ACMA / Andalusian Collective against the maltreatment of Animals and CPA / Citizens for Animals .
CPA was founded by  Caroline Waggershauser, deputy of foreign affairs of Colectivo ACMA and the Spanish animal protection party PACMA, also member of SOS / Stop our shame.

Hopefully I aroused some interest in you, since the current situation – not only in Spain – is more than distressing and not sustainable in a modern Europe.

As Albert Schweitzer already stated:
»Animal Protection is education towards humanity.«

Animal protection is to concern everybody and on the part of the EU political measures should be taken at last to end these distressing conditions.

It could be expected from the member states of the EU that existing animal protection laws  will be observed, non-compliance sanctioned and legal loopholes closed and from these M.E.P who so far rejected to sign the Written declaration of Hammerstein, Hutchinson and Parish to do so at last – it is High Noon.

Please contribute your part as a journalist to draw the attention of the public to this topic.
May today’s political events convince those politicians, who ignore the issues of animal protection up to now, to give a positive signal regarding animal protection.
In case of a majority of the M.E.P. signing the Written declaration on the welfare of pets and stray animals the European Commission is urged to consider an legislative initiative for the protections of the animals!

Martina Szyszka
Wittensteinstraße 108
D-42285 Wuppertal

Telefon.: +49 [0]202 49 36 242
eMail:  nfo@sos-galgos.net

www.sos-galgos.net
www.ciudadanosparalosanimales.org
www.cacma.org

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SOS Galgos - 2009 April 22

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