Menschen und Hunde, die Geschichte einer Beziehung
LLUÍS FERRER i CAUBET, Autonome Universität Barcelona
Im Rahmen des Konferenzzyklus des Büros für Tierschutz in Barcelona konnte ich einer Konferenz von Herrn Dr. Lluis Ferrer i Caubet, Professor für Tiermedizin und –chirurgie und Doktor der Tierärztlichen Hochschule Hannover, beiwohnen.
Team vom Tierschutzbüro „OPA“ (Oficina para la Protección Animal), des Rathauses von Barc
„Persones i gossos; història d’una relació“ / Menschen und Hunde, die Geschichte einer Beziehung / LLUÍS FERRER i CAUBET
Er begann mit den Worten, dass man ein Haustier als solches bezeichnet, wenn dessen Fortpflanzung vom Menschen kontrolliert wird. Unser Planet wird von etwa 3.000 Säugetieren und ca. 9.000 Vogelarten bewohnt und mit 40 Spezies von diesen Tieren sind wir eine engere Beziehung eingegangen. Jedoch wird die Mehrheit von diesen Lebewesen von uns (leider) verzehrt.
Danach kam Konrad Lorenz und dessen Buch “Wie kam der Mensch auf den Hund” zu Worte. In den 50iger Jahren nahm man fälschlicherweise noch an, dass der Hund vom Schakal abstammte und nur ganz geringem Prozentsatz vom nordischen Wolf. Doch der Ursprung des Hundes ist höchstwahrscheinlich eine kleine asiatische Wolfsrasse.
So lehrte er uns auch, dass man vor etwa 14.000 Jahren in Deutschland einen Hundekiefer gefunden hatte und vor ca. 12.000 Jahren hatte man in Israel eine Ansammlung von Hundeskeletten u. a. (er zeigte uns ein Foto) hatte man das Grab einer Frau entdeckt, die zusammen mit einem kleinen Hundewelpen beerdigt worden war.
Nachlesen kann man dies in dem Buch DIE GESCHICHTE DER TIERMEDIZIN, von Angela von den Driesch / Joris Peters, erschienen im Schattauer Verlag.
Dr. Ferrer fuhr fort, dass die Domestikation gleichzeitig auf den verschiedenen Kontinenten stattfand und dass die Trennung Wolf – Hund sich vor ca. 40.000 – 100.000 Jahren vollzogen hat, obwohl der Wolf und der Pre-Hund sich noch untereinander mischten. Hund und Wolf haben zu einem 99,9 % die gleichen Gene.
Keine andere Tierspezies verfügt über so viele verschiedene Phänotypen (äußere Erscheinungsbilder) wie der Hund. Es gibt ca. 350 Hunderassen. Und mit nur einem Tropfen Blut kann man bestimmen, welcher Rasse ein Hund angehört. Wenn Sie also wissen wollen, welche Ahnen Ihr kleiner Strassenmischling hat, brauchen Sie nur zum Tierarzt zu gehen und eine entsprechende Blutuntersuchung durchführen zu lassen.
Und dann wurden wir noch darüber aufgeklärt, wieso es riesige dänische Doggen und winzige Chihuahuas gibt. Forschungen haben ein Gen in dem Chromosom 15 entdeckt, das man als IGF 1 bezeichnet hat und das verantwortlich für den Knochenwachstum ist. (Zeitschrift Science, 06.04.2007, Vol. 316)
CRECES CIENCIA Y TECNOLOGIA
Fellfarben der Hunde WIKIPEDIA
Auch das Projekt “Eurolupa” kam zu Wort. Bei diesem Projekt wird die Hundegenetik dazu benutzt, menschliche Krankheiten zu enträtseln. Hunde leiden an denselben Krankheiten wie wir Menschen (z. B. Krebs oder Diabetes)
Von 20 verschiedenen Gruppen von Menschen und Hunden wird das DNA verglichen, um zu sehen, welches Gen für z.B. Krebs verantwortlich ist. So könnte man vielleicht bald einmal sagen, so wie auf dem beiliegenden Bild: “Marvin rettete Lady von der Strasse. Vielleicht wird Lady einmal Marvin vor einer Krankheit bewahren”. Und das nur mit einem Blutstropfen. Es sei erwähnt, dass hierfür kein Tier gequält wird, eine einzige Blutabnahme genügt.
Dr. Ferrer sprach dann etwas an, was jedem von uns einmal durch den Kopf gegangen ist: “Es scheint, er versteht mich”. Er erklärte, dass Hunde schwierige Handzeichen verstehen, sowie Blicke, Kopfbewegungen und andere Arten von Zeichen. Dieses Phänomen gibt es auch bei anderen Haustieren wie bei Katzen, Pferden und Schweinen, aber in keinem anderen Tier hat es sich mit der gleichen Intensität gezeigt wie beim Hund.
Kein anderes Tier hat dieselbe Kapazität uns zu verstehen wie der Hund. Unser Hund kann sprichwörtlich unsere Gedanken lesen. Unsere Wünsche, Gefühle, unseren Gemütszustand deuten.
Siehe hierzu, science.orf.at: Die Geschichte des „treusten Freundes“ des Menschen
Dann kam Herr Dr. Ferrer noch einmal auf die Domestikation zu sprechen. Er erklärte, dass es ein vom Menschen gewollter Prozess ist, um daraus persönliche Vorteile so z.B. für die Jagd, für die Ernährung, für den Schutz zu schlagen. So hat man bisher erklärt, wie der Mensch auf den Hund kam.
Doch…….. neueste Erkenntnisse belegen, dass es sich wohl eher um eine “Proto-Domestikation” handelt. Um eine “Auto-Domestikation”.
Es war der Wolf, der entschieden hat, mit dem Menschen zu leben, nicht umgekehrt. Da es ihm auch Vorteile brachte, vor allem, was das Futter anbelangte. D.h., er ernährte sich von den Essensresten der Menschen und musste so nicht lange Kilometer für die Jagd zurückzulegen und die Tiere, die weniger aggressiv waren, blieben immer länger beim Menschen.
Daher muss man heute wohl sagen: Wie kam der Hund bzw. Wolf auf den Mensch und nicht, wie man bisher annahm: Wie kam der Mensch auf den Hund, wie man das seit Jahrhunderten glaubt.
Leider ist es mir nicht möglich, alles, über das Herr Dr. Ferrer referierte, wiederzugeben, da einiges doch wirklich sehr technisch, sprich wissenschaftlich war und meine geistige Kapazität etwas übersteigt, schließlich ist “Frau” keine Professorin der Tiermedizin und dann kam ich auch einfach nicht mit den Notizen hinterher.
Abschließend ging er noch auf eine Zuhörerfrage hinsichtlich der gefährlichen Hunderassen ein. Es ist immer schwierig, einen Hund hinsichtlich Gefährlichkeit einzustufen, da man nie genau bestimmen kann, was ist angeborenes oder angelerntes Verhalten. Jedoch bestätigte er mit fester Stimme, dass es erwiesen ist, dass der Cocker Spaniel und der Collie eine sehr hohe angeborene Aggressivität haben und sie daher auf dieser “berühmten” Liste stehen müssten.
Und dass man alle Rassen, die in dieser Liste stehen von derselben nehmen müsste. Denn keiner von diesen “gefährlichen” Kampfhunden wird diesem schlechten Ruf gerecht.
Man müsste wohl eher deren gefährliche Besitzer, die ihre Hunde zu Gewaltakten missbrauchen auf diese Liste setzen (persönliche Anmerkung einer friedlichen “Kampfhund”besitzerin)
Nach der Konferenz gab es noch einen kleinen Imbiss mit Sekt, jeder der Teilnehmer wollte Herrn Dr. Ferrer am liebsten ganz für sich alleine in Beschlag nehmen und wir mussten uns alle hintenanstellen und geduldig warten, bis jeder einmal an der Reihe war, ein paar persönliche Worte mit Herr Dr. Ferrer zu sprechen.
Unter den Teilnehmern der Konferenz befand sich auch Ana Mulà, Rechtsanwältin und Vorstandssprecherin der Tierrechtskommission der Anwaltskammer in Barcelona, sowie Vorstandssprecherin von PRODA (Profesionales para la Defensa Animal) und die mit unzähligen Tierschutzorganisationen zusammenarbeitet.
Wir kennen uns persönlich seit dem Stierkampfprozess in Genf und auch die “ciudadanos para los animales” mussten auch schon einige Male auf Anas lange Berufserfahrung hinsichtlich Tierschutzthemen zurückgreifen.
Caroline Waggershauser