Debatte ILP: Moral und Ethik gegen Grausamkeit
Gefühl und Leidenschaft bezeichneten die heutige Debatte, anlässlich der von der Plattform PROU ins Leben gerufenen und von der katalanischen Regierung im vergangenem Dezember akzeptierten Gesetzgebende Volksinitiative.
Zu Wort kamen 30 Referenten, unter ihnen Stierkämpfern, Philosophen, Schriftstellern und Wissenschaftlern, welche die Parlamentarier davon überzeugen wollen, die Stierkämpfe in Katalonien zu verbieten, bzw. weiterhin zu befürworten.
Salvador Boix, der Impresionario des wohl bekanntesten spanischen Toreros José Tomás, hat die „Scheinheiligkeit“ der Initiative kritisiert, welche die „Stierkämpferkunst vernichten will“. und „…,dass man die Fiesta in Ruhe sterben lassen soll“, anstatt sie durch ein Verbot auszumerzen.
Der Torero Joselito bezeichnete den Stierkampf als ein „Spektakel der Leidenschaft, des Lebens und des Todes, des Respekts“, „Ich bin Stierkämpfer und respektiere die Tiere“, so Joselito, „Wir sprechen von Gefühlen, Tradition, Kultur und Werten“.
Die Schriftstellerin und Stierkmapfanhängerin Natalia Molero, hat die ihrer Meinung nach vorhandene Fähigkeit der Stiere angesprochen, so viele Endorphine während eines Kampfes freizusetzen, dass diese den Schmerz „betäuben“ und betont, dass er sich in „aggressive Erregung“ verwandelt und die die Grundlage der Fiesta sei.
Ebenso wurden von Seiten der Taurinos die finanziellen Einbußen angesprochen, die durch ein Stierkamfpverbot entstehen würden, die Subventionen in Millionenhöhe, wurden selbstverständlich verschwiegen.
Der Wissenschaftler Jorge Wagensberg versicherte, „Ein Schauspiel, welches das Leiden eines Lebewesens erfordert, ist nicht tragbar“. Er berichtete über die im Stierkampf benutzen Folterinstrumente, die Banderillas welche „die Muskeln zerstören und verhindern, den Kopf zu heben“, oder „…der Degen, dessen Spitze, die Lungen durchbohrend, das Herz sucht“. Sich an die Abgeordneten wendend: „Tut das nicht weh? Ja, das tut weh!“
Der Ethologe Jordi Casamitjana hat versichert, dass zahlreiche Studien existieren, die beweisen, dass der Stier in der Arena leidet, Jesús Mosterín, Professor für Logik an der Universität von Barcelona, hat dem noch hinzugefügt, dass die „Folter schlimmer als der Tod ist“, dies kein kulturelles Element, sondern „ein Symptom der niedrigen Entwicklung“, vergleichbar mit der Gewalt gegen Frauen oder der „Entfernung der Klitoris“ ist.
Rafael Luna, Abgeordneter der PP protestiere und warf Jordi Casamitjana vor, die Katalanen zu beleidigen.
Antonio Moreno, Präsident des Andalusischen Kollektivs gegen die Misshandlung von Tieren, CACMA, ein ehemaliger Stierkampfanhänger, hat betont, dass die Abschaffung der Stierkämpfe nichts mit einem „Antispanientum“ zu tun haben, schließlich wurden diese auch auf den Kanaren verboten und niemand hat in diesem Verbot eine nationalistische Stellung gesehen.
Heute, am 4. März, wird die Debatte fortgesetzt, wieder werden Gegner und Befürworter zu Wort kommen, doch welchen Eindruck dies auf die Abgeordneten hinterlässt, wird letztendlich die Abstimmung zeigen.
Folter und Tod von unschuldigen Tieren als Kunst, Kultur oder erhaltenswerte Tradition zu bezeichnen, können nur die, die kein Mitgefühl besitzen.
Es gibt keinen einzigen Grund, der die beschönigend als „Stierkämpferkunst“ bezeichnete blutige, archaische und grausame Tierquälerei, rechtfertigt. Wir leben im 21. Jahrhundert und nicht im Mittelalter. In unserer heutigen Gesellschaft, deren moralische und ethische Werte immer mehr verfallen, die immer mehr verroht, sichtbar auch an dem enormen Zuwachs gerade jugendlicher Gewalt, ist der Schutz von Tieren und Tierrechten nicht nur eine Herausforderung für die menschliche Kultur und Zivilisation, sondern auch eine Pflicht.
Stierkampf ist moralisch, ethisch und politisch nicht vertretbar.
Siehe auch: ILP am 3. und 4. März, Befürworter und Gegner kommen zu Wort