Pfingsten – auch ein Fest der Stierquäler
Sicherlich werden Sie sich schon gefragt haben, warum das katalonische Regionalparlament noch nicht über das Verbot des Stierkampfes entschieden hat, sollte doch in diesem Monat die Entscheidung fallen. Die Ruhe in der Öffentlichkeit täuscht über das heftige Gerangel hinter den Kulissen des Parlaments hinweg. Um möglichst viele Abgeordnete für die Gesetzesinitiative zu gewinnen oder zu mindest zu einer Enthaltung zu bewegen, werden immer wieder Änderungsvorschläge eingebracht. Unter Anderem werden Moratorien diskutiert, die den Stierkämpfern einen geordneten Rückzug erlauben und ob „Feste“ mit Feuerstieren ebenfalls unter das Verbot fallen sollen. Wir werden uns wohl noch gedulden müssen, bis endlich eine Entscheidung über das Ende des perversen Volksvergnügens in Katalonien fällt.
Am 15 und 16. Mai fand in der katalonischen Hauptstadt Barcelona der IV. Gipfel für die Abschaffung der Tauromachie statt, um das katalonischen Parlament auf die große Bedeutung ihrer Entscheidung für den Tierschutz hinzuweisen. Nach dem Gipfel wurde dem Präsidenten der Generalitat de Catalunya ein Brief zur Unterstützung der katalonischen Antistierkampf-Initiative übergeben, unterzeichnet von über 30 Tierschutzverbänden, die mehr als 15 Millionen Mitglieder repräsentieren, um zu zeigen, welche Erwartung man an diese Abstimmung hat.
Währenddessen gehen die Quälereien und das Morden an den Stieren munter weiter. Zwar ist die Anzahl der Stierkämpfe wegen der Wirtschaftskrise etwas gesunken, doch es sind immer noch zu viele, solange auch nur ein Stier in diesem fürchterlichen Gemetzel geopfert wird. Selten berichten die Medien darüber, es sei denn, dass sich die Stiere wehren und ihre Folterknechte auf die Hörner nehmen. So verdienten in den letzter Zeit die Toreros Julio Aparicio , José Tomás und Arturo Macias ihre gerechte Strafe und erlitten lebensgefährliche Verletzungen, die sie niemals vergessen werden. Sie kamen in die Schlagzeilen, doch Tausende von gemarterten Stieren finden keine Beachtung.
Das Pfingstfest wird von den Stierquälern besonders gern als Schlachtfest pervertiert. Bei der Pfingtsferia in der südfranzösischen Stadt Nîmes werden allein bei 11 Stierkämpfen insgesamt 66 Stiere umgebracht und wie immer mit dem Segen der katholischen Kirche, die das Gemetzel mit einer Messe weiht. Schon am Himmelfahrtstag hat der französische Torero Sébastien Castella in Nîmes bei einem Benefiz-Stierkampf zugunsten der Erdbebenopfer in Haiti einige Stiere in den Himmel befördert. Mit solcher „Wohltätigkeit“ und kirchlicher Unterstützung versucht die Stierkampfmafia, ihr Blutgeld rein zu waschen und ihr Image in der Öffentlichkeit aufzupolieren. Was ihr leider hier im Süden auch gelingt!
Anke und Karl Daerner