Carcassonne – Stierquälerei als Touristenattraktion
Stierkampfgegner demonstrierten am 22. August 2010 vor der Stierkampf-Arena
Der südfranzösischen Stadt Carcassonne sollte das Prädikat „Weltkulturerbe“ für seine mittelalterliche Festung abgesprochen werden, auch für den „Canal de Midi“ der durch die Stadt führt. Die Stierkämpfe, die in dieser Stadt alljährlich stattfinden, rechtfertigen nicht diese Auszeichnung, die von der UNESCO verliehen wurde. Carcassonne verdient vielmehr, mit dem Titel „Stadt des Tiermassakers“ ausgezeichnet zu werden.
Jean-Claude Perez, Bürgermeister der Stadt, sozialistischer Abgeordneter der Nationalversammlung und begeisterter Aficionado, hielt zwar sein Wahlkampfversprechen, die Corrida nicht mehr mit 30.000 Euro zu subventionieren. Allerdings überließ er den Stierkampf-Veranstaltern kostenlos ein städtisches Gelände für eine mobile Arena. Er begründete es damit, dass dieses auch bei Zirkusveranstaltungen üblich sei. Doch ein Verbot des abscheulichen Spektakels käme für ihn nie infrage.
Gestern versammelten wir uns bei Temperaturen um die 35° vor der Stierkampf-Arena, um den Besuchern des widerlichen „Sonntagsvergnügens“ einen gebührenden Empfang zu bereiten. Dem Aufruf unseres kleinen lokalen Antistierkampfkomitees folgten etwa 150 Leute. Nicht viel, aber eine respektable Versammlung, bei der Stierkampfgegner aus Toulouse, Béziers, Perpignan, Port-la-Nouvelle und Narbonne gut vertreten waren. Besonders gefreut hat uns, dass eine kleine Delegation von „Prou“, der katalanischen Initiative, die für das Stierkampfverbot in Katalonien gesorgt hat, auch gekommen ist. „Es ist jämmerlich, dass eine Republik wie Frankreich nichts macht, um diese Grausamkeiten zu beenden“, erklärte Ivan Hernandez , Mitglied von „Prou“.
Da angeblich die Stierkampf-Veranstalter eine Bombenwarnung erhalten hatten, hielt sich hinter der Arena eine Kompanie Bereitschaftspolizei bereit, die im ständigen Wechsel ein paar Beamte vor der Arena postierte, um uns im Auge zu halten. Wir sind es schon gewohnt, dass die Stierquäler solche Meldungen in die Medien lancieren, um uns als Terroristen zu denunzieren. Unsere friedliche Demonstration strafte sie Lügen.
Als die Corrida zu Ende war, bildeten wir ein „Spalier der Schande“, vor dem sich die Aficionados auf der anderen Straßenseite nicht drücken konnten. Einige von ihnen waren offensichtlich peinlich berührt, und zwei Mädchen verbargen verschämt ihre Tränen. Es gab aber auch Drohgebärden und verbale „Komplimente“. Die Polizei tat gut daran, uns mit einer Beamtenkette vor Ausschreitungen zu schützen.
Fazit: Mit unserer kleinen Demo, die heute in den Medien ein gutes Echo fand und über die nicht wie sonst verächtlich berichtet wurde (Katalonien-Effekt!), waren wir voll zufrieden. Doch, wir könnten es noch besser machen: Carcassonne ist der schwache Knoten im Netz des französischen Stierkampfs. Trotz der indirekten Hilfen, die die Stadt den Veranstaltern gewährt, könnte den Promotern die finanzielle Luft ausgehen. Darauf möchten wir nicht warten und könnten schon jetzt Sterbehilfe leisten, im dem noch mehr bekannt wird, wie in der Stierkampfarena Stiere qualvoll zu Tode kommen. Vielleicht gibt es ja eine Tierschutzorganisation mit internationalem Renommee, die Carcassonne als „Stadt des Tiermassakers“ an den Pranger stellt. Wenn die Stadt Carcassonne um ihren Ruf als einer der beliebtesten Attraktionen Frankreichs fürchten muss, wird der Stierkampffan im Bürgermeisteramt auch seine miserablen Stierquäler-Freunde opfern müssen. Helfen Sie bitte mit, diesen erbärmlichen Ruf von Carcassonne zu festigen!
Anke und Karl Daerner
www.stop-corrida.info