20th September 2010

EU-Subventionen für Stiermassaker

Die Webseite der englischen Zeitung Daily Mail veröffentlichte heute einen beeindruckenden Augenzeugenbericht über die Blut-Fiesta von Tordesillas. Insbesondere die Empörung des Berichterstatters über die enormen EU-Subventionen, die für Züchter der hingemetzelten Tiere mit unseren Steuergeldern verschwendet werden, ist lesenswert. Lesen Sie bitte im Folgenden unsere verkürzte und freie Übersetzung:

Die Europäische Union subventioniert direkt mit 37 Millionen £ ( 44 Mio. €) pro Jahr Blut-Fiestas und Stierkämpfe. Zig Millionen gehen außerdem an Städte, die damit baufällige Stierkampfarenen renovieren. Als ob das noch nicht schlimm genug wäre, einige der Europa-Abgeordneten setzen sich jetzt dafür ein, dass diese Spektakel als europäisches Kulturerbe erklärt werden. Sollte das gelingen, wird nicht nur der Blut-Fiesta von Tordesillas der Anstrich von Seriosität gegeben, sondern sie erhielten dann auch Gelder aus der europäischen Kunst- und Kulturförderung. Jaqueline Foster, britische EU-Abgeordnete und Vizepräsidentin der Intergroup Tierschutz im Europäischen Parlament, sagte dazu, dass man den Briten nicht zumuten kann, den Gürtel enger zu schnallen und andererseits ihr Geld für Stierkämpfe und Blut-Fiestas auszugeben.

Der Verfasser entschied sich, in die byzantinische Bürokratie der EU zu vertiefen und damit herauszufinden, warum so viel Geld für Blut-Fiestas ausgegeben wird und warum es offensichtlich unabänderlich ist, damit fortzufahren. Wie vorherzusehen war, wurde daraus eine Geschichte über Stümperei, Protektion und Korruption.

Die Spur führte nicht weit von Madrid auf die Finca Valdeolivas, der Farm, auf der Platanito, dem in diesem Jahr zu Tode gehetzten Stier von Tordesillas, aufgezogen wurde.
Gemessen an der Zahl der teuren PKW und Pickup-Autos, die auf dem üppigen Anwesen zu sehen waren, ist der Besitzer einer der reichsten und wohlhabendsten Landwirte der Gegend. Hunderte von Rindern und mehrere prächtige andalusische Vollblutpferde grasten auf den Weiden, weitgehend von den europäischen Steuerzahlern finanziert.

Der Eigentümer der Finca verweigerte sich einem Interview mit dem Verfasser, dem es jedoch gelang herauszufinden, dass der Stierzüchter laut Aufzeichnungen der EU im letzten Jahr 139.000 £ (166.000 €) als EU-Beihilfen erhielt. Es ist schwierig zu sagen, wie groß der Anteil ist, welcher die Zucht von Stieren für Blut-Fiestas zukommt, doch der Hof hat sich eindeutig auf diese Zucht spezialisiert.

Das neue System der EU-Landwirtschaftspolitik, das zu einer umweltfreundlichen Bewirtschaftung von Betrieben führen soll, wird pervertiert, indem es auch die Zucht von Tieren für Blut-Fiestas begünstigt. Für jeden Bullen pro Jahr seines Lebens erhält der Züchter 183 £ (218 €) . Die EU belohnte also Valdeolivas Finca mit £ 915 für die Zucht von Platanito, dem Toro de la Vega. Da in Spanien mindestens 40.000 Stiere pro Jahr qualvoll geopfert werden, ergibt sich der jährliche EU-Zuschuss von 37 Millionen £ ( 44 Mio. €). da die neue Subventionsregelung in 2005 eingeführt wurde, hat die EU Blut-Fiestas und Stierkämpfe insgesamt mit 185 Millionen £ (220 Mio.€) bezuschusst. Dieses ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Spanien erhält jedes Jahr 4.3 Milliarden £ ( 5.1 Mrd. €). Es wird befürchtet, dass es noch mehr wird.

Spanische Städte und Gemeinden erhalten zusätzlich eine Reihe von EU-Zuschüssen, um ihr kulturelles Erbe zu bewahren. Pro Jahr erhält Spanien 1.1 Milliarden £ (1.3 Mrd. €) aus dem EU-Programm für ländliche Entwicklung. Ein Teil davon wird verwendet, um Stierkampfarenen zu renovieren. In den Städten Haro, in der Provinz La Rioja und Toro, in Zamora, ist die EU so stolz auf ihre Unterstützung, dass sie große Tafeln errichtet hat, um ihren Beitrag hervorzuheben.

Es ist praktisch unmöglich herauszufinden, wie viel Geld in das blutige Spektakel geschleust wird, weil die EU nicht sagen kann, oder nicht will, wie sie ihr Geld ausgibt. Nicht nur für Blut-Fiestas zahlen europäische Steuerzahler, sondern auch für Kühe, Ziegen, Hühner und Gänse. Bis zu 15.000 Städte und Dörfer opfern Tiere als Attraktion ihrer Fiestas: Hühner, denen bei Fiestas die Köpfe abschlagen werden, Vögel, in Blumentöpfen gefangen, die gesteinigt werden. Im nächsten Monat beginnen dann noch die Feste mit den Feuerstieren, bei denen den Tieren brennende Kugeln aus Wachs und Paraffin an den Hörnern befestigt werden und die Tiere damit durch die Strassen gejagt werden.

Die Europäische Kommission behauptet, dass sie wirklich nicht weiß, wie viel Geld in die Blut-Fiestas gepumpt wird. „Die Mitgliedstaaten und unsere kulturellen Partner sind verantwortlich für die Auswahl der Projekte, die wir finanzieren“, sagte ein Sprecher der Europäischen Kommission.“Wir wissen zum Beispiel nicht, wenn eine Stierkampfarena mit unserer Hilfe renoviert wird, ob dort Stierkämpfe stattfinden oder nicht.“ Vielleicht ist diese Haltung nicht überraschend, da die EU-Rechnungslegung notorisch undurchsichtig ist. Unabhängige Wirtschaftsprüfer haben die Buchführung von 13 der vergangenen 15 Jahre bemängelt, weil sie nicht den tatsächlichen Ausgaben entspricht. Solche Sätze verwenden sie nur bei Inkompetenz oder Korruption – oder bei beiden.

„Es ist unmöglich zu sagen, wie viel Geld abgeschöpft wird „, sagt Tony Moore, Direktor des britischen Tierschutzorganisation Fight Against Animal Cruelty in Europe. Er ergänzte, dass die Organisatoren von Blut Fiestas mit der neuen Subventionsregelung zufrieden sind und dass Fiestas und Stierkämpfe bis in die oberen Ebenen der EU unterstützt werden. Der portugiesische Präsident der Europäischen Kommission Barroso ist ein eifriger Unterstützer. Er kippte das 76 Jahre anwährende Verbot des tödlichen Stierkampfs in Portugal als er dort Ministerpräsident war. Tierschützer befürchten, dass, wenn die Blut-Fiestas ein offizielles europäisches Gütesiegel erhalten, noch mehr Geld fließen wird.

Ironischerweise, als einige Europa-Abgeordnete zur verstärkten Unterstützung von Blut-Fiestas und Stierkämpfen aufriefen, sind immer mehr Spanier gegen diese Veranstaltungen. Diese allmähliche Veränderung wurde offensichtlich, als das katalonische Parlament für das Verbot des Stierkampfs gestimmt hat. Das Verbot hat viele Spanier alter Schule geschockt, die es als Ausdruck der Identität und Unabhängigkeit einer Region abtun. Sie bestehen darauf, dass der Stierkampf und Blut-Fiestas wie Toro de la Vega nicht grausam sind. Stattdessen behaupten sie, dass es eine schöne Form der Kunst mit zentraler Bedeutung für die spanische Kultur ist.

Als der Verfasser in der letzten Woche Platanito sterben sah, konnte er keine Anzeichen für eine schöne Kunst und reiche Kultur, für die Spanien berühmt ist, erkennen.
Was er erlebte, war ein Fest des Pöbels, der Grausamkeit und der Gemeinheit. Als er sah wie Platanito zum letzten Mal die Augen schloss, fühlte er sich übel in dem Wissen, dass er für dessen Tod mit seinen Steuern bezahlt hat – so wie Sie es auch getan haben.

Den ungekürzten Artikel können Sie in der Originalfassung bei dailymail.co.uk lesen. Auch bild.de und andaluz.tv (schon vorher) berichten über den Subventionsschwachsinn, zu dem die EU fähig ist. bild.de gibt Ihnen zusätzlich die Gelegenheit über die Stierkampfsubventionen abzustimmen.

Anke und Karl Daerner
www.stop-corrida.info

logo-stop-corrida.jpg

Allgemein, STIERKAMPF | 0 Kommentare

  • sos-galgos.net

  • Facebook

  • Netzwerk


SOS Galgos - 2010 September 20

Switch to our mobile site