9th Mai 2011

Nein zur Erziehung zur Grausamkeit , Protest vor den Toren der Stierkampfarena Las Ventas

Die internationale Plattform „La Tortura No es Cultura“ protestierte gestern am 8. Mai 2011, vor den Toren der Stierkampfarena Las Ventas in Madrid gegen den Versuch der autonomen Gemeinschaft von Madrid, durch die Erklärung des Stierkampfes zum Kulturgut, den Kindern und Jugendlichen die Welt des Stierkampfes näher zubringen. Die Plattform fordert eine Erziehung zur Gewaltlosigkeit gegenüber Menschen und Tieren.

Am 8. April 2011 stellte die Regierung von Madrid, an ihrer Spitze die bekennende Stierkampfanhängerin Esperanza Aguirre, den Stierkampf unter Schutz, obwohl laut Studien 66 Prozent der Madrilener kein Interesse am Stierkampf haben. Aguirre, verheiratet mit einem Stierzüchter, will die beschönigend „Tauromachie“ (Stierkämpferkunst) genannte blutige Gemetzel an Schulen unterrichtet wissen und den Kindern lehren, die Folter des Stieres zu lieben und die Stierkampfindustrie zu bereichern. Internationale Studien namhafter Psycholgen wie Richier oder Lenesque belegen, dass Stierkämpfe „negative Auswirkungen“ auf die psychische Gesundheit von Kindern haben.

Man wird fast 1 Millionen Euro der Madrilener in die Erziehung der Kinder und Jugendlichen investieren, um dem gerade unter der jungen Bevölkerung nachlassenden Interesse an Stierspektakeln entgegenzuwirken.

„Wirst du dies erlauben?“ fragte die Plattform in ihrer Einladung, „Es wird Überraschungen für Große und Kleine geben“. Dem Aufruf zum Protest folgten gestern hunderte von Bürgern. Ab 11.30 Uhr zog ein buntes Kulturprogramm die Menschen in ihren Bann.

Eröffnet wurde das Programm von Alessandro Zara, dem Präsidenten der Tierrechtsorganisation Equanimal. Man erinnerte an die sich seit dem 26. April im Hungerstreik befindende Tierschützerin Beatriz Menschen. Die zuvor von ihr geführte Auffangstation für Hunde und Katzen wurde vor einem Jahr der private Firma Vetmobil übertragen, die innerhalb von 6 Monaten 66,66 Prozent der Tiere zu Tode verurteilte. Zu Zeiten von La Voz Animal mussten nur 1,39 Prozent der Tiere aus humanitären Gründen euthanasiert werden.

Ángel Padilla rezitierte, begleitet vom Klang einer klassischen Guitarre, das Gedicht „ Los Versos del Picador“ (Verse des Picadors), Teil der anti-Stierkampf Gedichtesammlung „La guadaña entre las flores“ (Die Sense unter den Blumen). Padilla, auf internationaler Ebene bekannt als der Poet der Tiere, gewann mehrere Literaturpreise, Rockgruppen und Theater übernahmen oder banden Teile seiner Arbeiten in ihre Songs oder Theaterstücke ein.

Die Präsidentin und Pressesprecherin von La Tortura No Es Cultura, Marta Esteban, verurteilte die Investition von fast 1 Millionen Euro in die falsche Erziehung von Kindern um eine neue Generartion von Fans zu schaffen und somit den stetigen Rückgang der Ticketverkäufe zu kompensieren. Die autonome Gemeinschaft von Madrid investiert nur 2,24 Prozent des Bruttoeinlandprodukts in Bildung und liegt im Vergleich zu anderen Gemeinschaften wie Extremadura mit 5,6 Prozent oder Castilla la Mancha mit 4,8 Prozent am Schluss. „Das Schlimmste“, so Esteban, „sind die Konsequenzen für die Erziehung unserer Jugend, die darauf abzielt, sie dahingehend zu manipulieren, die Folter des Stieres zu lieben, mit dem einzigen Ziel, eine neue Generation von Fans zu schaffen, die den konstanten Rückgang derselben kompensieren, alleine in den letzten drei Jahren waren es 40 Prozent“. „So“, fügte Esteban hinzu, „ermutigt man unsere Jungen, Stierkampfschulen zu besuchen wo ihnen gelehrt wird Speere und Schwerter in den Rücken von jungen Kälbchen zu stechen.“ Kinder werden sich fragen, warum es legitim ist die einen Tiere zu quälen und andere Tiere nicht. Wenn unsere Rechtfertigung von Gewalt der Brauch ist, die Rasse oder das Recht auf Vergnügen, bietet dies Argumente für jede andere Art der Diskriminierung, dies kann laut Marta Esteban eine Frau, ein Bettler, ein Einwanderer oder ein Partner sein.

Javier Sadaba, Theologe, Doktor der Philosophie und Literatur und Professor für Ethik konnte aufgrund der Erkrankung eines Familienmitglieds nicht wie geplant persönlich anwesend sein, überbrachte jedoch einige Worte die während des Aktes vorgelesen wurden. Laut Sabada sind „Ethik und Stierkämpfe nicht kompatibel, Ethik hat den höchsten Befehl Leiden zu vermeiden, vor allem das unnötige Leiden.“ So soll Kindern und Jugendlichen Respekt gegenüber den „nichtmenschlichen“ Tieren gelehrt werden und  „[…] die Pflicht für die „Beseitigung dieses sogenannten Nationalfestes zu kämpfen, in Wirklichkeit sind Stierkämpfe mit dem ganzen Schmerz den sie in sich tragen Misshandlungen.“

Die Journalistin und Schriftstellerin Ruth Todelano verlas ein Manifest in dem sie bestätigt, dass Studien des FBI und der Doktorin für Biologie und Kriminologie Núria Querol, die Zusammenhänge zwischen Gewalt an Tieren und Gewalt an Menschen belegen. „Die Bekämpfung der Gewalt gegen Tiere ist die Gewalt an der Wurzel anzugehen“ sagte Toledano.

Am 7. Mai fand in Ecuador eine Volksabstimmung über verschieden Reformen statt, u.a. über die vom ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa befürwortete Abschaffung der Stierkämpfe. In 222 von 224 Wahlbezirken wurde dafür gestimmt, auch wenn die Daten noch nicht offiziell sind, sorgte diese frohe Botschaft für reichlich gute Stimmung.

Abgerundet wurde die Kundgebung mit einer beeindruckenden Showeinlage der Bodenturnerinnen von Arcodanza de Pozuelo.

Am Ende des Events ließen Kinder in Erinnerung an die jährlich anlässlich der Feria de San Isidro getöteten Stiere, 250 umweltfreundliche Luftballons aufsteigen. San Isidro ist der Schutzpatron der Stadt Madrid, die diesjährigen Fiestas de San Isidro mit seinen zahlreichen Stierkämpfen vom 10. Mai bis zum 2 Juni statt.

Auch wenn der Stierkampf ein Symbol der kulturellen Identität Spaniens ist, rückt nicht nur das Leiden des Stieres immer mehr in den Focus der Öffentlichkeit, sondern auch die Gefährdung der Kinder, denen vermittelt wird, dass die Folter eines Stieres ein schützeswertes Kulturgut ist.

Für unsereins ist der Anblick eines blutspuckenden, um sein Leben kämpfenden Stieres kaum zu ertragen, wie soll eine Kinderseele solche Eindrücke verarbeiten? Die Erziehung zur Grausamkeit, die Verharmlosung der Folter eines wehrlosen Tieres und die Gewöhnung an die Gewalt können psychische Schäden hinterlassen und führen zu einer emotionaler Abstumpfung.

Zweifelsohne sollte der Schutz der Kinder der Gesellschaft und den Politikern wichtiger sein als das Geschäft des blutigen Geldes einer Minderheit. Tierquälerei unter dem Deckmantel der Kultur hat in in einem modernen Europa seine Daseinsberechtigung schon lange verloren, Kultur und Tradition befinden sich in ständigem Wandel, auch die Inquisition ist nur noch ein schreckliches Zeugnis der Vergangenheit.

Fotogalerie von AVAT: concentración toros vivos

Allgemein, STIERKAMPF | 0 Kommentare

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SOS Galgos - 2011 Mai 09

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