17th Februar 2013

Wildtierschutz Deutschland e.V: Standortbestimmung der Jagd, Teil 2 (Hege)

Zum Bundesjägertag 2012 hat der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) ein Diskussionspapier zur Standortbestimmung der Jagd vorgelegt. Nachfolgend unser Kommentar zum:

 DJV-Standpunkt 2

„Mit dem Jagdrecht untrennbar verbunden ist die Pflicht zur Hege. Sie obliegt den Jagdausübungsberechtigten, Bewirtschaftern und Grundeigentümern gemeinsam.“

 Wir meinen:

Das Jagdgesetz verpflichtet den Jäger zur Hege. Die Jagd ist den Zielen der Hege allerdings noch nie gerecht geworden. Weil die Jagd den Hegeauftrag überhaupt nicht erfüllen kann und dieser zu vielen Missverständnissen führt, sollte die Hege vom Jagdrecht getrennt und neu definiert werden, zum Beispiel im Umweltrecht.

 Begründung:

Richtig ist, dass die Pflicht zur Hege derzeit noch mit dem Jagdrecht verbunden ist. Sie obliegt ausschließlich dem Jagdausübungsberechtigten. Allerdings wird die sogenannte Hege nicht ihrem gesetzlichen Auftrag gerecht. Sie kann ihm gar nicht gerecht werden.

 Ziele der Hege sind nämlich

a) einen artenreichen und gesunden Wildbestand zu erhalten,

b) die Lebensgrundlagen des Wildes zu sichern und

c) Wildschäden zu vermeiden.

 Die Jagd hat so gut wie keinen Einfluss auf Artenreichtum, insbesondere deshalb, weil die Jagd es überhaupt nicht vermag die Lebensgrundlagen des Wildes zu sichern. Dort, wo den Tieren die Lebensräume zum Beispiel durch die Landwirtschaft genommen werden, kann man sich keine Artenvielfalt zusammenschießen.

 Artenvielfalt kann sich insbesondere dort entwickeln, wo entsprechende Lebensräume noch vorhanden sind und die Jagd weitgehend ruht. Ein Beispiel ist der Kanton Genf, wo seit 1972 mit wenigen Ausnahmen ein Jagdverbot besteht. Dort hat die Biodiversität seitdem enorm zugenommen. Einen artenreichen und gesunden Wildbestand kennt man auch aus vielen anderen jagdfreien Nationalparks in Europa und in anderen Ländern der Welt.

In Deutschland gibt keine zentrale statistische Erhebung zu Wildschäden. Obwohl es hierzulande inzwischen etwa 340.000 Jagdscheininhaber gibt, hat sich die Wildschadensituation in den vergangenen Jahrzehnten nie signifikant verändert.

 Wildschäden wird es immer geben, wie es Gewitter, Frost und Hagelstürme geben wird. Die Jagd ist dagegen vollkommen machtlos, möglicherweise macht sie es gar schlimmer als es sein könnte.

Aber um welche Dimensionen geht es eigentlich, wenn wir von Wildschäden sprechen? Beispiel Weinbau: In Rheinland-Pfalz, dem Bundesland mit den größten Weinanbauflächen, beläuft sich der Wert des produzierten Weins pro Jahr aktuell auf etwa 1,2 Mrd. Euro. Auf das Schadenkonto von Wildschweinen geht davon in 2012 gerade einmal ein verschwindend geringer Anteil von 0,2 Prozent!

 Landwirte erhalten in Deutschland übrigens jährliche Subventionen von etwa 12 Mrd. Euro. Die Summe aller Wildschäden dürfe auch in dieser Relation marginal sein!

 Der Gesetzgeber würde also nichts falsch machen, wenn er die Hegeverpflichtung vom Jagdrecht trennen würde. Allzu oft wird sie als Auftrag zum Mästen des Schalenwildes (Rehe, Wildschweine u.a.) missverstanden oder hält als Rechtfertigung für die Jagd her. Die Ziele der Hege, wie das Gesetz sie definiert, wurden von der Jagd noch nie erfüllt.

 Könnte Sie auch interessieren:

 Über diesen Link online shoppen und Wildtierschutz Deutschland unterstützen (ohne Extrakosten)

Wildtierschutz Deutschland e.V.
Lovis Kauertz, (Vorsitzender)
Am  Goldberg 5, 55435 Gau-Algesheim, T. 0177-7230086, wildtierschutz@gmail.com

www.wildtierschutz-deutschland.de

Sonntag, Februar 17th, 2013, 23:55 | Allgemein | kommentieren | Trackback

Kommentar zu “Wildtierschutz Deutschland e.V: Standortbestimmung der Jagd, Teil 2 (Hege)”

Diese Beitrag kommentieren.

  1. 1 18. Februar 2013, Amor schreibt:

    Kein anderes Wort hat bis zum heutigen Tag einen gleichen Missbrauch erlitten wie das Wort „Kultur“.

    Auf unserem Alltag übertragen, bedeutet dieser Missbrauch, dass grundsätzlich zwei extreme Ausartungen begünstigt werden: die eine vertuscht Morde und Sadismus gegenüber Tiere unter biologischer, wissenschaftlicher, natürlicher und nicht zuletzt nationalistischer Traditionspflege.
    Die andere ermöglicht dem modernen Prekariat die furchtbare Einbildung, sich zum kulturellen Teil des Volkes einzustufen, allein wenn man sich mit der Esskultur seines Dorfes beschäftigt.
    Unter „Jagdkultur“ verstehen die meisten Jäger einen grünen Hut mit Federn sogar im Kino zu tragen, einen einbalsamierten Hirschkopf über den Kachelofen des Wohnzimmers zu hängen, und natürlich das Feierabendgebrüll in der Dorfstube nach einem erfolgreichen Mordtag im Wald:
    „ Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen“ (Freischütz, III. Akt, von Weber).

    Seitdem die Mehrheit der Bevölkerung in einem zivilisierten Land wie Deutschland die Jagd für einen barbarischen und gefährlichen Trieb hält, ist der Status der Jäger erheblich gefährdet, und deshalb mobilisieren sie sich eifrig seit Jahren, ihren kriminellen Ruf sorgfältig zu retouchieren, weil sie weiterhin unschuldige Wesen im Wald erlegen wollen.
    Da kamen die Kultur und die Tradition zur Hilfe.
    Genau wie die „Stierkampfkultur“, die spanischen Arenaschlachten nährt und die Hexenjagdtradition, die den Ruf der Kirche im Mittelalter eisenfest kultiviert hat.

    „die Jagd ist ein schützendes Kulturgut“ hat uns der DJV gelichtet.
    „die Jagd ist ein scheißwertes Kulturmist“ so lautet mein Zitat.

    Sollte je einer behaupten, dass die Regelung der Population im Tiersektor über die Mordaktivitäten der Jäger gesteuert werden soll, würde ich ihn ohne weitere Diskussionen zu den faschistisch orientierten Personen einordnen.
    Amor

Kommentar Schreiben

  • sos-galgos.net

  • Facebook

  • Netzwerk


SOS Galgos - Wildtierschutz Deutschland e.V: Standortbestimmung der Jagd, Teil 2 (Hege)

Switch to our mobile site