15° INTERNATIONAL COMPANION ANIMAL WELFARE CONFERENCE 2013 in Barcelona
Diesmal war es die Stadt Barcelona, die von der englischen Tierschutzorganisation DOG’S TRUST auserwählt wurde, um die 15. jährliche Konferenz in Sachen Tierschutz im Namen unserer unsere 4-beinigen Hausgenossen durchzuführen. Über 300 Teilnehmer, die mehr als 100 Organisationen aus 14 verschiedenen Ländern aus sämtlichen Kontinenten vertraten, hatten die Möglichkeit das Neueste zu erfahren über Verhalten von Hunden und Katzen, über Kastrationen (in kürzester Zeit durchgeführt und so wenig traumatisch wie möglich), über Projekte, die das Problem der Streuner definitiv lösen und vieles andere mehr. Tierärzte und Tierschützer haben ihre Erfahrungen mit den Teilnehmern ausgetauscht. Es wurde über Krankheiten gesprochen und wie man sie kontrolliert. Vor allem wurde die Gefahr angesprochen, auch für den Menschen ansteckende Krankheiten (z.B. Leishmaniose), von einem Land ins andere zu verschleppen im Zuge der internationalen Vermittlung von Hunden. Aspekte zu Tierheim-Management, Management einer Katzenkolonie, „animal hoarding“, Euthanasie und die Zusammenarbeit mit Behörden wurden thematisiert. Auch der „Schutz der Personen, die mit Tieren arbeiten“ kam nicht zu kurz, denn nur da wird mit guten Ergebnissen gearbeitet, wo das Arbeiten auch Spaß macht!
Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit das städtische Tierheim von Barcelona zu besuchen. Die autonome Region Catalunya hat im Jahre 2003 ein Gesetz verabschiedet, welches das Töten von gesunden und nicht verhaltensgestörten Hunden und Katzen, verbietet. Das Gesetz schreibt vor, dass alle Hunde und Katzen mit einem Mikrochip identifiziert und registriert sein müssen.
Das Tierheim kann maximal 200 Hunde und 200 Katzen aufnehmen. Am Besuchstag waren 176 Hunde in relativ großen Ausläufen maximal zu dritt untergebracht. Eine große Anzahl freiwilliger Helfer, die von zwei Verhaltens-Fachleuten koordiniert werden, die von der Gemeinde angestellt worden sind, sorgt dafür, dass jedes Tier jeden Tag mindestens 1 Mal einen Spaziergang durch den ans Tierheim anschließenden Wald macht. Die über 200 Katzen, die zum Teil in Quarantäneboxen, zum Teil in großen Zimmern leben, sind ausgesetzte (sozialisierte) Tiere, die auf den Straßen Barcelonas eingefangen worden sind. Verwilderte Katzen werden gefangen, kastriert und wieder ausgesetzt. Zwei fest angestellte und zwei freiberufliche Tierärzte arbeiten hier. Weiterhin 20 Personen, die sich um die Reinigung der Anlage und die Verwaltung kümmern, vor allem um die Vermittlung der Tiere. Das Gesetz schreibt vor, dass alle Tiere 20 Tage im Tierheim verbringen müssen. Während dieser Zeit werden sie gechipt, entwurmt, gegen Flöhe und Zecken behandelt aber erst nach der Wartezeit dürfen sie kastriert werden.
Im Durchschnitt werden pro Jahr 2000 Tiere eingefangen und im städtischen Tierheim untergebracht, der „turnover“ ist fast 100%. Circa 40% der eingelieferten Tiere werden von ihren Besitzern wieder abgeholt, die anderen werden vermittelt mithilfe des Internets, der ortsansässigen Tierschutzvereine und einfach auch durch Mund-zu-Mund Reklame.
So kann ein „no kill“-Gesetz (gesunde und freundliche Tiere dürfen nicht getötet werden) gut funktionieren, da die „Eingangsnummern“ in etwa den „Ausgangsnummern“ entsprechen. Das ist in Barcelona nur möglich, weil Präventivmaßnahmen in angemessenem Ausmaß angewendet werden (Identifizierung und Registrierung, Kastration und vor allem Information und Tierschutzunterricht in den Schulen).
Dies ist ein Beispiel, welches vielleicht in Italien nachgeahmt werden könnte. Oder wird es ein Traum bleiben, dass ein Tierheim nur eine Durchgangsstation für Tiere ist, die aus irgendwelchen Gründen nicht mehr von ihren alten Besitzern gehalten werden können, und bis man einen neuen Besitzer findet?
DOROTHEA FRIZ, DVM