28th Juli 2014

Demonstration gegen Stierkämpfe in Alès, Frankreich am 31. Mai 2014

Demonstration gegen Stierkämpfe in Alès, Frankreich am 31. Mai 2014


Flaggen der 3 Organisatoren © CRAC Europe

Organisiert von CRAC Europe, der Stiftung Fondation Brigitte Bardot und dem belgischen Verein Animaux en Péril


Banner © CRAC Europe

Aus Süddeutschland kommend haben wir mühsam unseren Weg bis zum Treffpunkt gefunden. Viele Straßen waren gesperrt und Gendarmen standen vor Barrikaden. Unseren Weg dorthin suchend und wegen Einbahnstraßen immer wieder im Kreis fahrend, haben wir schließlich die Bäume des Parc du Colombier und die Fahnen der Vereine erkannt.


Blockierte Strassen © Michel Pourny

Über 4000 Demonstranten


Unser Treffpunkt im Park © Michel Pourny

Welch eine gute Idee, den Treffpunkt in einem Park festzulegen! Es war ein sehr schöner Tag, um 12 Uhr war es bereits sehr heiß und wir haben uns nach der langen Anreise gefreut, unsere Beine ausstrecken und die Frische des Parks genießen zu können. Viele Demonstranten warteten im Schatten der Bäume. Die Stimmung war heiter, alle schienen sehr froh, dabei zu sein. Viele stärkten sich beim vegetarischen Imbiss. Da wir uns auf deutsch unterhielten, wurden wir oft in deutscher Sprache angesprochen. Germanophile Aktivisten drückten ihre Freude aus, dass wir von so weit gekommen waren, und manche zeigten uns auf ihrem Handy sogar Fotos von ihrem letzten Aufenthalt in Deutschland.


Zug © CRAC Europe


Zug © Michel Pourny

Um 14 Uhr startete der Zug. 12 Busse mit jeweils 50 Aktivisten waren von weitem angereist. Zwischen 4000 und 5000 Demonstranten waren laut der Organisatoren anwesend und laut der Polizei 1500. 2013 waren knapp 4000 Demonstranten gekommen und laut Polizei 1200. Trotz der unterschiedlichen Einschätzung steht fest, dass es dieses Jahr mehr Teilnehmer als im Vorjahr gab. Der Zug war bunt und eindeutig europäisch. Viele Belgier, Schweizer, Spanier, eine nicht zu übersehende italienische Delegation, deren Bus in Turin abgefahren war und deren Sprecher eine Rede hielt, und natürlich Deutsche, allerdings leider immer noch auffällig wenig. Erfreulicherweise waren auch viele Veganer dabei. Hier ein Aktivist mit einem Plakat mit der Aufschrift „Vegan Radikal“, hier eine Aktivistin mit einem Gürtel mit den Buchstaben V E G A N und vor mir trug ein Aktivist einen Werberucksack der Firma Vegusto. Ich sprach ihn auf französisch darauf an, denn ich dachte, er sei Franzose. Er war aber Italiener und sagte, dass er natürlich Veganer sei und dass es so schade sei, dass nur wenige vegane Festivals in Frankreich stattfänden. Als ich sagte, dass ich aus Deutschland komme, hellte sich sein Gesicht auf und er korrigierte „Ah, aus Deutschland, das ist was ganz anderes, in Deutschland gibt es viele vegane Festivals!“ Wie vorher im Park wurden wir auch während wir durch die Straßen zogen immer wieder darauf angesprochen, dass wir aus Deutschland kämen, und unsere Mitdemonstranten bedankten sich sehr herzlich dafür.

Video des ganzen Zuges


Zug © Michel Pourny


Zug © Michel Pourny


Fédération Brigitte Bardot © Michel Pourny


Animalisti Italiani © Michel Pourny


Zufriedene Bewohner © Michel Pourny

Vor der Arena


Polizeisperre vor der Arena © Michel Pourny

Gegen 17 Uhr kamen wir vor der Arena an. Die Demonstration war selbstverständlich ordnungsgemäß angemeldet und genehmigt worden. Den Organisatoren wurde dennoch mitgeteilt, dass sie sich der Stierkampfarena nicht nähern dürften. Den Leitern und einer Delegation von 5 Fahnenträgern pro Organisator wurde aber eingeräumt, sich weitere 20 Meter in die verbotene Zone hinein der Arena zu nähern.

Nun war der Demonstrationszug vor der Arena zum Stillstand gekommen. Die Arena war so weit entfernt, dass wir sie nicht einmal sehen konnten. Vor uns, Polizeiwagen, hohe Barrikaden und davor weitere Barrikaden. Wir kamen nicht weiter. Der Kombi der kleinen Delegation fuhr langsam durch die Barrikade, es wurden Rauchkerzen angezündet und wir machten alle so viel Lärm wie nur möglich mit Sirenen, Megaphonen und Trillerpfeifen. In der Arena hatte der Stierkampf begonnen und wenn wir ihn schon nicht verhindern konnten, so wollten wir den Zuschauern das Spektakel, so gut es nur ging, zumindest vermiesen.

Vor den Barrikaden


Barrage Arena © Michel Pourny

In der Arena

Etwa zehn Aktivisten, die Eintrittskarten gekauft hatten, riefen ihrerseits laut „Corrida basta“ innerhalb der Wände der Arena, wurden aber alsbald ausgewiesen sobald der Stierkampf anfing. Den anderen 200 Aktivisten, die auch Eintrittskarten gekauft hatten, wurde aber kein Einlass gewährt. Sie sollten wie normale Zuschauer in die Arena gehen, um dann aber später in das Rund, den Ruedo, runterzuspringen, mit dem Ziel, durch einen friedlichen Sit-in den Stierkampf zu verhindern. Leider aber wurden diese Eintrittskarten mit Hilfe ihrer Nummern auf einer schwarzen Liste eingetragen. Die Zuschauer, die sie am Eingang vorzeigten, wurden nicht durchgelassen.

Unser aller größtes Bedauern ist es, dass wir den Stierkampf nicht haben verhindern können. Ich möchte hier der sechs Stiere gedenken, die gefoltert und getötet wurden:

Cupidon, der mit seinen 14 Jahren schon ein älterer Herr war, sowie Temperas, Spartacus, Hermès, Jason und Ultimo, die alle 5 Jahre jung waren. Auf dem Video ist offensichtlich erkennbar, dass keiner von ihnen ein sogenannter Kampfstier ist. Keiner will kämpfen, keiner kämpft, sie wollen nur fliehen und flehen vergeblich beim Ausgang ihre Folterer an.

Das Martyrium der Stiere in der Arena.
Die Stiere, als sie noch lebten.

Alès unter der strengen Kontrolle des „Plan Vigipirate“

Anlässlich der Antistierkampfdemonstration waren Antiterrorismusmaßnahmen getroffen worden. 300 mobile Gendarmen und eine beeindruckende Anzahl an Polizeiwagen waren vor Ort. Es war das erste Mal in der Geschichte des Tierschutzes in Frankreich, dass für eine friedliche Demonstration der Vigipirate Plan (etwa Piratenwacht) aufgerufen worden war. Der einzige in Frankreich, der diese Macht besitzt ist der Innenmister. Und der Innenminister ist Manuel Valls, ein allgemein bekannter Aficionado, der in der Presse behauptet, er besitze die Mittel, um alle Versuche, den Stierkampf abzuschaffen, zum Scheitern bringen zu können. Diese Antiterrorismusmaßnahmen waren vollkommen übertrieben denn es handelte sich um eine genehmigte friedliche Demonstration. Die Demonstrationen der Stierkampfgegner sind immer friedlich. Sogar ein Vertreter der Sicherheitskräfte, Colonel Pierre Poty, Kommandant der Gendarmerie der Stierkampfhochburg Nîmes und Umgebung, bestätigte am Fernsehen, dass die Anticorridaaktivisten zwar laut sind, weil sie – wie er zu recht bemerkt – gehört und bemerkt werden wollen, aber keine Probleme bereiten.

Dies erklärt wie es geschehen konnte, dass die Eintrittskarten auf eine schwarze Liste kamen. Seit Wochen wurden die Aktivisten in Alès vom Antiterrorismusamt Bureau de Lutte antiterroriste (BLAT), dem Geheimdienst SDIG (renseignements généraux) sowie von Spezialeinheiten der Polizei CRS und mobilen Gendarmen auf Schritt und Tritt überwacht.

Wir haben den Stierkampf trotzdem beeinträchtigt

Diese Eintrittskartenkaufaktion hatte aber zur Folge, dass ebenfalls wahren Aficionados durch Fehleinschätzungen der Eintritt geweigert wurde, weil sie für Stierkampfgegner gehalten wurden. Viele Aficionados waren unzufrieden, weil es viele Kontrollen beim Eintritt gab und die Öffnungszeiten der Verkaufsstelle aus Sicherheitsgründen reduziert worden waren. Manche haben gesagt, sie kommen nicht wieder. Die Leiter der Arena ihrerseits waren auch unzufrieden weil sie nicht alle Karten verkaufen konnten. Die Präfektur habe mitgeteilt, die Zuschauerquote solle wegen der Demonstration aus Sicherheitsgründen heruntergesetzt werden. Und die Behörden sind auch unzufrieden wegen der hohen Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen, die bereits kleine Städte dazu veranlasst haben, Stierkämpfe zu annullieren. Hinzu kommt, dass die Stierkampfgegner bereits erreicht haben, dass das Alèsscher Rathaus die Stierkämpfe nicht mehr subventioniert und Kinder keinen kostenlosen Eintritt mehr bekommen. Die Stierkampfindustrie ist in den meisten Städten defizitär und es ist fraglich, ob sie ohne Subventionen auf Dauer überleben kann. Somit sind Fortschritte auf dem wirtschaftlichen Gebiet von großer Bedeutung. Diese Erfolge ermutigen den CRAC Europe und seine Partner ihre Vorgehensweise beizubehalten und es wird bereits eruiert, wie das nächste Mal auf andere Weise die Stierkämpfe friedlich zu verhindern sind.

Marika Hess-Marcuzzi
Für CRAC Europe, Deutschland
www.anticorrida.com

Bereits eine Woche nach Alès fand die nächste Demonstration in Vic-Fezensac statt. Am Wochenende darauf wurde in Istres demonstriert. In Bayonne, der ältesten Stierkampfarena Frankreichs, wird am 9. und 10. August demonstriert. Offizielle Demonstrationen der Antistierkampforganisationen sowie Bürgermahnwachen vor den Arenen auch der kleinsten Städte Südfrankreichs finden während der ganzen Saison statt. Wo es gefolterte Stiere gibt werden wir sein – bis der Stierkampf vom Erdboden Südfrankreichs verschwunden ist.

Weiterführende Informationen über den Kampf gegen den Stierkampf in Frankreich und seinen politischen und gesellschaftlichen Kontext.

Montag, Juli 28th, 2014, 15:38 | Allgemein, STIERKAMPF, VIDEOS | kommentieren | Trackback

Kommentar zu “Demonstration gegen Stierkämpfe in Alès, Frankreich am 31. Mai 2014”

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  1. 1 3. September 2014, André schreibt:

    Warum werden die groessten Demonstrationen gegen Stierkampf in erster Linie in Frankreich veranstaltet? Klar gibt es auch Demos in Spanien, zumindest in der einen oder anderen grossen Stadt wenn dort die Ferieas mit Corridas stattfinden, wie bespielsweise Pamplona, aber andererseits in vielen Regionen Spaniens wo man so richtig begeistert vom Stierkampf ist, bleiben solche Demos, deren Teilnhemer zu einem nicht geringen Teil eigens dafuer anreisen, aus. Woran liegt es, das beispielsweise in der Extremadura solche Demos so gut wie gar nicht stattfinden?

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SOS Galgos - Demonstration gegen Stierkämpfe in Alès, Frankreich am 31. Mai 2014

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