ANTISTIERKAMPFDEMOS IN SÜDFRANKREICH JULI 2014 – Eine deutsche Stierschützerin berichtet
Saint Paul les Dax – Zwischen Pflichtbewusstsein und Menschlichkeit: Schrei des Kälbchen trifft auch Beamte in Uniform
Am Samstag, den 12. July hat um 18 Uhr eine Novillada ohne Picador in Saint Paul les Dax stattgefunden. Bei einer Novillada werden vier Stierkälbchen, die keine drei Jahre alt sind, von jungen Folter- und Mordlehrlingen zu Tode gefoltert. Wie jung die Toreros und wie zierlich und schwach auf den Beinen die Kälber noch sind kann auf diesem kurzen Video, das keine grausamen Bilder enthält, festgestellt werden:
http://www.dailymotion.com/video/xh4sdcDie Leiden der jungen Opfer sind wohl kaum vorstellbar. Diese wehrlosen Tierkinder sind physisch und psychisch für eine solche Tortur noch weniger gewappnet als ihre älteren Brüder. Das erste Kälbchen hat so geschrieen, dass man es draußen hörte, und jemand rief, das Kälbchen schreie nach seiner Mutter. Da kamen einer anwesenden Polizistin die Tränen. Sie weinte und musste sich entfernen, um sich wieder zu fassen. Anderen Polizisten standen auch die Tränen in den Augen.
Soustons – Rosen für die Folterin
Video: Eine französiche Schande: Léa Vicens – Stierkampf zu Pferd
Am Tag danach, den Sonntag, 13. Juli, bin ich nach Soustons, einer kleinen Stadt in den Landes, im tiefen Südwesten Frankreichs, gefahren. Dort feierte man an diesem Wochenende einhundert Jahre Stierfoltermassaker, sprich: Corrida. In der Tat, ein ehrwürdiges Jubiläum. Ich fuhr bis Saint Vincent de Tyrosse, einer Stadt mit den selben blutigen Qualbelustigungen – am Sonntag darauf fand besagtes Spektakel auch dort statt – und fragte dort nach dem Weg nach Soustons (ehemaliger Sommersitz von Francois Mitterrand). Zwei ältere Damen kamen auf mich zu und fragten mich, ob ich Engländerin sei. Als ich antwortete, ich sei Deutsche, sagten sie gut gelaunt: „Heute Abend werden die Deutschen gewinnen.“ Ich fragte mich, ob diese netten Damen auch zu jenen gehören, die dieses grausame Spektakel für ihr traditionelles Kulturgut halten. Man sagte mir, der geschätzte Prozentsatz der Corridaanhänger in den Landes, einem der am schlimmsten Corridaverseuchten Departements, liege eigentlich nur bei geschätzte 20% bis 30%.
Ich bin also dann zu der Anti-corrida-Demonstration nach Soustons gefahren. „Hundert Jahre Corrida in Soustons“ verkündeten überall festliche Banderolen und Plakate. Dazu hörte man überall lustige Festmusik. Die Antis fanden sich an der Absperrung 50 Meter vor der Arena ein. Dort gab es viel Polizei, die Folter-und Massaker Schaulustigen kamen scharenweise an, teilweise mit christlichem Kreuz am Hals, wohl um die Unschuld zu beschützen. Die katholische Kirche mit ihrer langen Foltertradition ist auch hier mit von der Partie: vor der Corrida segnet ein Geistlicher Arena und Toreros. Der Gerechtigkeit halber möchte ich aber erwähnen, dass sich in Frankreich Priester für das Ende der Segnung der Toreros durch katholische Priester einsetzen.
Siehe hierzu:
ANTI CORRIDA : DES PRÊTRES DISENT NON AUX AUMÔNERIES DANS LES ARENES AVEC LE CRAC EUROPE !
www.protection-animale-catholique.org
Für Folter und Tod des ersten Stieres sorgte eine Torera, ein weibliches Wesen, und wie man mir sagte, noch dazu schön anzusehen. Wir konnten dann auch beobachten, wie viele Rosensträucher, gelb und rot, zur Arena gebracht wurden. Nach ihrer Gräuelvorstellung sollte die Dame würdig geehrt werden. Vorher wurden aber von der Polizei alle Taschen der Corridabesucher sorgfältig durchsucht, um jede Gefahr abzuwenden, die vom eventuellen Eindringen todesmutiger Antis in die Arena dem Spektakel drohen könnte. Im August 2013 war ein Anti ins Koma geschlagen worden und ein anderer musste mit einer Gehirnerschütterung ebenfalls mit Hubschrauber ins Krankenhaus eingeliefert werden – Siehe hierzu: Frankreich: Spektakuläre anti-Stierkampf Aktion – acht Verletzte, einer im Koma. Bestürzend war auch die grosse Anzahl von Kindern aller Altersklassen, von 3- und 4 Jährigen angefangen, die von ihren Eltern in die Arena, manchmal gegen ihren Willen, mitgenommen bzw. getragen wurden, und auch viele Jugendliche gingen fröhlich und gutgelaunt zu diesem blutigen Ort, wo Folter, Leiden, Agonie und Tod zum grausamen Schauspiel gemacht werden. Es gibt ein Gesetz, das Kinder vor dem Anblick grausamer Vorgänge schützt. Aber dieses Gesetz gilt nicht für Corridas (siehe hier wie ein kleines Mädchen nicht zur Corrida will:
In diesen ländlichen Gegenden, wo es offensichtlich an moralisch gesunder Kreativität fehlt, sind die kleinen Arenen oft bis zum letzten Platz gefüllt.
Anders als in Saint Paul les Dax am Vortag gingen die meisten Polizisten mit den Aficionados in Soustons recht kumpelhaft um, was mich dazu trieb „Police complice“ zu skandieren. Aber einer kam auf mich zu und lächelte mich an. Ich verstand es als Botschaft.
Von Roswitha Marcuzzi (mit Marika Marcuzzi)