Wie die spanische autonome Regierung von Kastilien und Léon am Donnerstag verlauten ließ, wird u.a. das Töten von Rindern mit Lanzen zu verboten. Die würde das Ende vom wohl blutigsten Stiergemetzel Spaniens, dem Toro de la Vega, bedeuten, denn der Mob will Blut.
Schnell machte die Nachricht in den Medien und sozialen Netzwerken die Nachricht von einem Verbot des Toro de la Vega die Runde, dies wäre ein historischer Sieg, jedoch sieht das Dekret, welches in weniger als einem Monat verabschiedet werden muss, dies so nicht vor.
Die Regionalregierung hat ein Dekret beschlossen, das alle traditionellen Volksfeste verboten werden, bei denen die Tiere öffentlich getötet werden. Alle Volksfeste, bei denen traditionell die Rinder misshandelt, geschlagen und verletzt werden, müssen ihre Regeln ändern. Mit dem Erlass soll das traditionelle Turnier an die „Kultur und Sensibilität des 21. Jahrhunderts“ angepasst werden. Beim Toro de la Vega ist klarzustellen, dass die Lanzen tödliche Verletzungen zufügen, der Stier jedoch immer mit einem Dolchstoß getötet wird.
AVATMA, die Vereinigung der Tierärzte zur Abschaffung des Stierkampfs und gegen die Misshandlung von Tieren und Mitglied der Anti-Stierkampf-Plattform La Tortura No Es Cultura hat die Regierung um eine Stellungnahme gebeten. Die Tierärzte stellen u.a. folgende Fragen: Welche Aktionen werden in Anwesenheit der Öffentlichkeit verboten? – Wird es verboten den Stier in der Öffentlichkeit mit Lanzen zu stechen? – Wird es möglich sein, die Regeln so zu ändern, dass der Stier mit Lanzen verletzt, aber nicht getötet werden darf, um ihn dann an einen Ort zu führen, wo man dann sein Leben unter Ausschluss der Öffentlichkeit beendet? – Werden die lanceros (die mit Lanzen bewaffneten) über das entsprechende Know-how verfügen, den Stier nur zu verletzen und nicht zu töten und an den Ort führen, wo ihm der tödliche Dolchstoß versetzt werden soll? – Haben Sie (die Regierung) vielleicht auch mal an eine andere Methode des Tötens gedacht, passender zur Ethik, zur Realität und der Empfindlichkeit des XXI Jahrhunderts? Diese Ethik, Realität und Sensibilität, die wenig oder gar nichts mit unserer zu tun hat? AVATMA geht davon aus, dass das Rathaus von Tordesillas und das Patronat des Toro de la Vega ihre Regeln so ändern müssen, dass das Turnier eine Hatz auf offenem Feld ist, bei der der Stier zu Fuß und zu Pferd gejagt wir, ohne ihn zu verwunden, zu schlagen und ohne ihn öffentlich zu töten, auch wenn die Misshandlung unvermeidlich ist, wie bei jedem Stierkampf.
Ein solches Turnier ist ein großer Schritt nach vorne. AVATMA wird jedoch weiterhin für die Abschaffung des Turniers Toro de la Vega und aller anderen Spektakel mit Stieren kämpfen!
Auch die Plattform LTNEC La Tortura No Es Cultura freut sich, dass sich die jahrelange Mobilisierung und der soziale Druck gegen den Toro de la Vega Früchte trägt, ihr Ziel ist jedoch weiterhin die Abschaffung der Stierkämpfe und aller anderen Volksfeste bei denen Tiere misshandelt werden, sei es auch „nur psychisch“.
Von einem Verbot kann man also noch nicht sprechen. Jetzt muss das Rathaus von Tordesillas entscheiden, ob man das aus dem Mittelalter stammende Turnier in anderer Form beibehalten will. Ferner wurde beschlossen, dass bei Gesetzesverstößen eine Gefängnisstrafe bis zu eineinhalb Jahren droht.
Der Bürgermeister Jose Antonio González Poncela hat in einer Pressekonferenz eine Stellungnahme abgegeben und kundgetan, dass er die Entscheidung anfechten wird, weil sie „gesetzeswidrig“ sei. Er beruft sich auf das Gesetz 18/2013 bezüglich des kulturellen Erbes.
Nun gibt es drei Möglichkeiten: Das Turnier nicht mehr durchzuführen, den Stier doch mit Lanzen zu quälen und zu töten und eine Strafe in Kauf zu nehmen, oder das Turnier an die neuen Regeln anzupassen.
Seit dem Tod von Rompesuelas 2015, welcher auch auf internationaler Ebene in den Medien nur auf Kritik stieß , sind die Anti-Stierkampf-Aktivisten mobilisiert. Busse nach Tordesillas werden organisiert, die Demonstration „Rompe una lanza“ / „Zerbreche eine Lanze“ ist geplant, zahlreiche Gruppen haben sich in den sozialen Netzwerken organisiert und sie alle sind fest entschlossen, so lange gegen das barbarische Spektakel zu protestieren, bis es in die Geschichtsbücher verbannt ist. Unter ihnen ist diesmal auch ein Box-Club Chatarras Palace. Unter dem Motto „der Toro de la Vega ist nicht alleine“, „drohen“ sie nach Tordesillas zu kommen.
Jetzt heißt es also zuerst einmal abzuwarten. Ein wichtiger Schritt ist wieder getan.
Alle bisherigen Veröffentlichungen zum Toro de la Vega: TORO DE LA VEGA